ASIEN/TÜRKEI - Hausarrest für Pastor Brunson. Wiederaufwallen des Konflikts USA-Türkei über seinen Fall

Samstag, 28 Juli 2018

express.co

Izmir ( Fides) – Der amerikanische, evangelische Pastor Andrew Craig Brunson, der in der Türkei verhaftet und vor Gericht gestellt wurde wegen angeblicher Komplizenschaft mit Kreisen, die wegen Terrorakten und anti-türkischen, subversiven Verschwörungen angeklagt sind, in der Türkei verhaftet und prozessiert (s. Fides 9/5/2018) Am 25. Juli wurde er aus dem Gefängnis entlassen und konnte auf Bewährung in sein Haus in Izmir zurückkehren, in Erwartung des Urteils in dem von den türkischen Behörden angestrengten Prozess. Die Gewährung des Hausarrests für Brunson wurde vom Gericht in Izmir erwirkt, als der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sich außer Landes befand.
Gerade das Inkrafttreten der neuen Maßnahme den Angeklagten betreffend hat eine neue Eskalation im derzeitigen Disput zwischen USA und Türkei über einen Fall losgetreten, der seit langem die Grenzen des Einzelfalls überschritten hat und zu einem echten geopolitischen Problem geworden ist. Es war US-Präsident Doald Trump, der erneut den Ton im Fall Brunson verschärft hat: am 26. Juli definierte er Brunson auf seinem Twitter Account als „einen großen Christen, einen Familienmenschen und ein wunderbares menschliches Wesen“ , der „schweren Leiden unterworfen ist“, und forderte seine umgehende Freilassung. Auch US-Vizepräsident Mike Penc hat sich zu dem Fall gemeldet und wiederholt, dass Brunson unschuldig sei, dass es keine glaubhaften Beweise gegen ihn gebe, und mit umfassenden Sanktionen gegen die Türkei gedroht, falls keine konkreten und schnellen Schritte für eine beschleunigte Freilassung erfolgten. Die türkische Antwort ließ nicht auf sich warten: Der türkische Außenminister ,Mevlut Cavusoglu, hat zurück getwittet, „niemand kann die Türkei zu etwas zwingen“, und dass das von Erdogan regierte Land „von niemandem Drohungen tolleriert“; dass „der Rechtsstaat für alle, ohne Ausnahme, gültig ist“. Vize-Präsident Fuat Oktay, hat in dasselbe Horn geblasen und wiederholt, dass die Türkei keine Toleranz für unbegründete „billige“ Anschuldigungen gegen das türkische Justizsystem habe. Der Fall stand auch im Mittelpunkt von Gesprächen zwischen amerikanischen und türkischen Diplomaten.
Andrew Craig Brunson, Leiter der evangelischen Wiederauferstehungskirche in Izmir (Smirne Diriliş Kilisesi), war im Oktober 2016 von der türkischen Einwanderungsbehörde zusammen mt seiner Frau, Lyn Norine, einbestellt worden (vedi Fides 11/4/2018). Anfänglich wurde dem Ehepaar mitgeteilt, es müsse die Türkei verlassen mit der vagen Begründung, sie hätten Mittel vom Ausland erhalten, um missionarische Initiativen zu finanzieren, und die Sicherheit des Landes mit ihren Aktivitäten bedroht zu haben. Im weiteren Verlauf wurde die Ausweisungsverordnung für den Pfarrer in Haftstrafe verwandelt, nachdem ein geheim gehaltener Zeuge ihn beschuldigt habe zu der sog. FETO (türkisches Akronym für „ Fethullahnistische Terrororganisation“) zu gehören; mit dieser Definition bezeichnen die regierungsfreundlichen Organe das Himet-Netz, d.h. das vom muslimischen Prediger Fethullah Gulen inspiriert ist und von der türkischen Regierung als der große Regisseur des versuchten Staatsstreiches vom 15. Juli 2016 bezeichnet wurde.
Am 28. September 2017 erklärte sich Erdogan persönlich bereit den evangelischen Pfarrer nur dann freizulassen, wenn die US-Behörden Fethullah Gulen, der seit 1999 als Flüchtling in den USA lebt, der Türkei überstellen würden. Mit der Zeit wurden die angeblichen Straftaten Brunsons von den türkischen Rechtsbehörden immer schlimmer geschildert: geheime und geheimnisvolle Zeugen, die trotz allem vom Gericht in Izmir ernst genommen wurden, beschuldigten Brunson sogar, die Entstehung eines Phantom-Staates, „kurdischer Christenstaat“ zu unterstützen, dessen Aufgabe es sei auch Teile türkischen Territoriums zu besetzen.(GV) ( Fides 28/7/2018).


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