AMERIKA/KOLUMBIEN - Dank Caritas kehren die Familien von Paquemás in ihre Gebiete zurück

Donnerstag, 26 Juli 2018 caritas   gewalt   ortskirchen   soziale lage  

Turbo (Fides) – Die kolumbianische Caritas erzählt in einem kurzen Dokumentarfilm die Geschichte der Vertriebenen von Paquemás, von Menschen, die vor dem internen bewaffneten Konflikt geflohen sind. Jetzt, nach 21 Jahren kehren sie in ihre Gebiete dank der Hilfe durch die Kirche. “Los reclamantes de tierras de Paquemás, 21 años logrando el retorno digno” ist der Titel des Films, der in Zusammenarbeit mit der Diözese von Apartadó und der Caritas internationalis über einige nationale, Caritas-Büros im Rahmen der „Arbeitsgruppe für Kolumbien“ produziert wurde.
1997 waren ca. 100 Familien aus dem Bauerndorf Paquemás, im Kreis Turbo in der Region Antioquia, wegen des Konflikts zwischen Guerilla, Heer und Paramilitär gezwungen abzuwandern. Erst vor kurzem war ihre Rückkehr möglich geworden, als der Krieg allmählich endete, und dank des Gesetzes 1.448/2011 zur Unterstützung und „vollständigen Entschädigung“ für die Opfer, dieses Gesetz die Rückgabe des Bodens und eine Entschädigung vorsah, um einen Betrieb gründen zu können. Sehr oft verfügt der Staat allerdings nicht über die notwendigen Mittel damit die Rückkehr nach Hause auch wirklich erfolgen kann, denn die Sicherheitsbedingungen, vor allem in den demobilisierten Zonen der Farc sind unzureichend.
Die Caritas aber kann die Rückkehr möglich machen. „2013 waren wir auf der Suche nach einer Gruppe – einer emblematischen Gruppe von Personen - die ihren unrechtmäßig besetzten Boden zurückhaben wollten – um ihnen zu helfen und sie in diesem Unterfangen zu begleiten, und dies dann auch in anderen Fällen anzuwenden“, berichtet Luz Marina Quintero, eine der Koordinatoren des Projekts, Fides gegenüber. „Die Idee war, nicht bei Null anzufangen, sondern von einer Gruppe auszugehen, die bereits Kooperationsdynamiken kennt, damit das Ergebnis leichter zu erreichen sei“. Nachdem verschiedene Diözesen konsultiert worden waren, fiel die Wahl auf Paquemás; dies auch wegen des Zugangs auf dem Landweg (den nicht alle Gemeinden haben) und vor allem „weil sie schon überlegt hatten sich zu organisieren und einer der emblematischen Fälle auf nationaler Ebene waren.“
Die Begleitung des Projekts ermöglichte es die Organisationsbemühung zu stärken ebenso wie die Kenntnis ihrer Rechte. Und das hat dann eine Vernetzung mit den Institutionen und unter den Familien zum Schutz der einzelnen Personen wie der Gemeinschaft herzustellen, wobei die Gefahr von Bedrohung durch die kriminellen Gruppen (ehem. Paramilitärs; Ex-Guerillas, Dissidenten aber nicht nur), die die Interessen der illegalen Landbesetzer vertreten.
Die Caritas hat mit einem Forschungsprojekt vor Ort begonnen; dabei ging es um Ausbildung und Auswirkung auf die Öffentlichkeit. Es wurden alle Informationen über die bereits individuell eröffneten Prozesse rekapituliert; man vertiefte die Gesetzeskenntnis während advocacy betrieben und somit die nationale und internationale Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam gemacht wurde.
Es ist den europäischen, in dem Projekt involvierten Caritas zu verdanken, dass Institutionen wie das Europaparlament und das britische Parlament, die UNO usw. aufgesucht wurden. Dazu kommt eine von der EU finanziertes Projekt für die Ausbildung von Menschenrechtshelfern. Beide Projekte, zusammen mit einem spezifischen der Caritas Kolumbiens, ermöglichten die Konsolidierung der “Asopaquemás”-Vereinigung, die heute in Selbstverwaltung Bananen, Mais und Reis produziert. „Nach 5 Jahren – erklärt Luz Marina Quintero – haben wir beschlossen aus dem Projekt auszusteigen; es war sehr erfolgreich, da 35% der Familien per Gerichtsbeschluss ihre Ländereien zurück bekamen, und 30% schon auf ihr Land zurück gekehrt sind oder dies demnächst tun werden. 80 der 100 Familien gehören der Vereinigung an.
„Das was in Paquemás geschehen ist, ist ein Beispiel für die ganze Nation“. Quintero erzählt, dass die Vertriebenen große Problemen hatten, als sie versuchten in ihre besetzten Gebiete zurückzukehren. „Das Gesetz bestätigt sie als rechtmäßige Eigentümer des Landes, aber bietet keine Garantie für die tatsächliche Rückkehr. Sie sind allein zurück gekehrt, und nicht immer konnten sie ohne Einschreiten der Polizei ihr Land wieder in Besitz nehmen. Oder , wenn sie wieder auf ihrem Land waren, erlitten sie Drohungen oder Materialschäden, wie Brandlegung, Tötung von Tieren, Zerstörung der Zäune“. Die Besatzer haben Helfer, die sie mit Gewalt verteidigen, und oft sind sie Strohmänner von Politikern, Industriellen oder Beamten. Anfangs wurden Anführer der Geschädigten ermordet. Die Caritas forderte damals richterlich erlassenen Schutz und Begleitung durch die Polizei, aber die Lösung kam erst, als die Eigentümer anfingen in Familiengruppen wieder nach Paquemás zurück zu kehren; die Aufmerksamkeit wurde größer, und so erschienen mehr Leute und nicht immer dieselben in der Öffentlichkeit.
„Für die kriminellen Banden war die Ermordung eines Leaders nicht mehr attraktiv, da die Führungsspitze nicht mehr nur eine einzige Person war“, schließt die Koordinatorin.
Dann wurden die bedrohten Personen zur Vorsicht für eine gewisse Zeit, aber nicht zu lang, aus dem Gebiet entfernt;das Ganze geschah mit intensiven Kontakt zu den Ordnungskräften und der Gemeinde. Inzwischen sind die Urteile rechtskräftig und in der nächst gelegenen Stadt niedergelegt.“ Das hat auch eine symbolische Kraft“ von Bürgerunabhängigkeit, betont Quintero; die Polizei unterrichtet die Besatzer und kümmert sich um ihre „Kündigung“. Bleibt lediglich die Verwundbarkeit der bereits wieder auf dem Land installierten Familien; allerdings vermindert die Tatsache, dass sie das Land gleichzeitig mit anderen zwei, drei Familien und in engem Kontakt mit den Behörden wieder in Besitz nehmen, die Risiken bemerkenswert. (SM) (Agenzia Fides 26/07/2018)


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