AFRIKA/ERITREA - Friedensvereinbarungen: Katholische Kirche wünscht sich “eine Zeit des Friedens und der Freiheit”

Samstag, 14 Juli 2018 frieden   religionsfreiheit   menschenrechte   politik   ortskirchen   demokratie   wirtschaft  

Asmara (Agenzia Fides) - Besonnenheit ist das Wort, das in den Kreisen der katholischen Kirche über das Friedensabkommen zwischen Äthiopien und Eritrea zirkuliert. "Als Kirche“, so Pfarrer Mussie Zerai, Priester der Eparchie Asmara, „sind wir mit dem Abkommen zufrieden, aber wir warten die Entwicklungen ab und beten, dass mit der Vereinbarung zwischen Präsident Isayas Afeworki und Premierminister Abiy Ahmed eine Zeit des dauerhaften Friedens beginnt und die Bürger beider Länder wieder in Stabilität und Freiheit leben.
Das Abkommen könnte vor allem im wirtschaftlichen Bereich große Wachstumsmöglichkeiten eröffnen. "Aus wirtschaftlicher Sicht“, so Pfarrer Mussie, „brauchen die beiden Nationen einander. Für Äthiopien ist es von Vorteil, wenn von den Häfen Eritreas aus Waren zu geringeren Kosten als von Dschibuti und Sudan exportiert werden können. Eritrea muss seine Wirtschaft öffnen, um die Produktion und den inländischen Verbrauch wieder anzukurbeln. Die Vereinbarung wurde in erster Linie auf die wirtschaftlichen Bedürfnisse beider Länder abgestimmt. Wir hoffen, dass dies auch Auswirkungen auf die Bevölkerung haben wird, die im Laufe der Jahre zunehmend verarmt ist".
Wird der Frieden auch in Eritrea zur Demokratie führen? Dies sei eine schwierige Frage, meint Pfarrer Mussie. "Die Regierung“, so der Geistliche, „hat seit Jahren immer wieder die Einführung der Verfassung von 1997 verschoben, weil, so die Minister, der Ausnahmezustand die Einführung einer normalen demokratischen Debatte nicht erlaubt. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Die Hoffnung ist, dass die Verfassung nun bald in Kraft treten wird und dass die Bürger endlich alle Rechte genießen können. Das gilt auch für soziale Organisationen, sowohl die weltlichen als auch die kirchlichen. In jüngster Zeit mussten wir einschränkende Maßnahmen hinnehmen. Deshalb wünschen wir uns eine größere Offenheit und Kooperationsbereitschaft seitens der Regierung".
Diese Einstellung teilt auch der eritreische Menschenrechtsaktivist Meron Estefanos: "Der Frieden macht uns glücklich, aber wir müssen vorsichtig sein. Im Moment ist keines der Probleme Eritreas gelöst worden: Die Verfassung ist nicht in Kraft getreten, politische Gefangene (einschließlich der 2011 inhaftierten Minister) wurden nicht freigelassen, die Presse ist immer noch mundtot, die Opposition genießt keine Ausdrucksmeinung und die Soldaten wurden nicht demobilisiert. Alles ist so geblieben wie es war. Warten wir die Entwicklungen ab. Doch ich möchte der katholischen Kirche danken, die, obwohl sie eine Minderheit ist und verfolgt wird, eine der wenigen Stimmen war, die in den letzten Jahren die Repression des Regimes angeprangert haben. Für diejenigen, die sich für ein freies Eritrea einsetzen, war die Kirche ein wichtiger Bezugspunkt".
(EC) (Fides 14/7/2018)


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