AMERIKA/KOLUMBIEN - Erzbischof Castro zum Friedensprozess nach der Wahl: „Der Präsident nimmt sich viel vor“

Samstag, 30 Juni 2018 politik   wahlen   frieden  

Natinal Post

Tunja (Fides) - „Der designierte Präsident Ivan Duque nimmt sich viel vor: ‚Zukunft für alle’ lautet sein Slogan, und wir hoffen, dass er sich tatsächlich in diese Richtung bewegen wird“, so Erzbischof Luis Augusto Castro von Tunja, zu den Hoffnungen und Sorgen der Kommission für Nationale Aussöhnung (CCN) im Hinblick auf die Umsetzung des kolumbianischen Friedensprozesses. Mit der Wahl von Ivan Duque zum künftigen Präsidenten der Republik kamen in der kolumbianischen Kirche Bedenken über die Zukunft des Friedensprozesses mit der FARC auf, insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Gebieten des Amazonas. Während des Wahlkampfes hatte Duque angekündigt, er werde das vom Parlament im Dezember 2016 ratifizierten Friedensabkommen ändern. Mit den Aussichten für die nahe Zukunft im Hinblick auf Versöhnung und Entwicklung des Landes befasste sich ein von der Kommission für Aussöhnung organisierte Forum am vergangenen Dienstag, den 26. Juni. An der Veranstaltung nahmen Delegierte aus den 15 kolumbianischen Verwaltungsregionen teil, die sich in der jeweiligen Region um die Umsetzung des Friedensabkommens bemühen.
Das Schlussdokument mit dem Titel "Kolumbien nach der Wahl: Gegen Polarisierung und für Versöhnung" enthalte Vorschläge, die dem gewählten Präsidenten vorgelegt werden sollen, so der Generalsekretär der Kommission Darío Echeverri. „Auf der Grundlage der Berichte der Delegierten der regionalen Kommissionen über die Fortschritt des Friedensprozesses. Und es wurden Schwierigkeiten deutlich, die auf regionaler und auf nationaler Ebene bestehen. Es ist ein Moment des Übergangs“. Besorgniserregend sei zur Zeit vor allem der „Mangel an wirtschaftlichen Ressourcen“, die für den Prozess zur Verfügung stehen, „die Situation in Venezuela (von wo Zehntausende Migranten nach Kolumbien kommen oder sich auf der Durchreise befinden) und „der tatsächliche politische Willen“ der Regierung, die am 7. August in Kraft tritt. Laut dem Generalsekretär beobachten die Delegierten in den Reginen Verzögerungen bei der Umsetzung des Friedensabkommens und sind besorgt, dass die Friedensgespräche mit ELN Guerilla nur langsam vorankommen, auch weil die neue Regierung angeblich eine rote Linie bei den Verhandlungen ziehen will, mit der die ELN nicht einverstanden ist. „Dies sind Bedenken wollen wir dem Parlament übermitteln", so Pfarrer Echeverri abschließend.
Erzbischof Castro, ebenfalls mit Mitglied der CNN, hält das Parlament in diesem Moment für „sehr apathisch bei der Genehmigung von Verordnung im Hinblick die besonderen Gerichtsbarkeiten". "Auch die Langsamkeit, mit der die Integration der entwaffneten Rebellen nach dem Konflikt durchgeführt wird, war bereits bei der bisherigen Regierung besorgniserregend“, fährt er fort. "Der Staat hat lange Zeit", praktisch seit Jahrzehnten, „periphere Regionen des Pazifiks und des Südens des Landes vernachlässigt, und jetzt brauchen wir einen angemessenen Friedensprozess, der darauf abzielt, alle zu integrieren und das Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung dieser Gebiete zu fördern“.
"Es besteht Besorgnis über die Linie des gewählten Präsidenten, der, wenn er zu sehr von Uribe beeinflusst wird, den Verlauf des Friedensprozesses ändern könnte, und das würde wiederum ehemalige Guerillas beunruhigen, und das wäre sehr problematisch, weil sie es als ein Zeichen des schlechten Willens auslegen könnten. Aber warten wir ab ... ", so der Erzbischof, dessen Diözesen besonders betroffen ist und zu den ärmsten in Kolumbien gehört. "Präsident Duque", so der Erzbischof, „nimmt sich viel vor: ‚Zukunft für alle’ lautet sein Solgan, und wir hoffen, dass er in diese Richtung gehen wird….Auf jeden Fall kennt er mich persönlich und, was den Friedensprozess betrifft, habe ich damit eine offene Tür für den Dialog mit ihm, sollte die Situation kompliziert werden. "
(SM) (Fides 30.06.2018)


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