VATIKAN - Internationaler Kongress zum 40jährigen Jubiläum des Konzilsdekrets „Ad gentes“: Bischof Vittorino Girardi spricht von einer „missionarischen Ansteckung“ in den Kirchen Lateinamerikas

Samstag, 11 März 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Bischof Vittorino Girardi von Tiralan (Kolumbien) sprach am Freitag, den 10. März beim Internationalen Kongress zum 40jährigen Jubiläum des Konzilsdekrets „Ad gentes“ über das Thema „Die Mission in Lateinamerika heute: Herausforderungen und Perspektiven, insbesondere in den Ortskirchen, die der Kongregation für die Evangelisierung der Völker unterstehen“.
Bischof Girardi betonte vor allem die Tatsache, dass der amerikanische Kontinent (Nord- und Südamerika) als eine „Einheit“ verstanden werden sollte, wie im der nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Ecclseia in America“ betont wurde. Dieses Konzept hatte Papst Johannes Paul II. erstmals in seiner Eröffnungsansprache zur IV. Generalversammlung des Rates der Lateinamerikanischen Bischöfe in Santo Domingo im Jahr 1992 erwähnt. „wir sehen die Früchte dieser Vorstellung, uns als „Einheit“ zu betrachten in der wachsenden Solidarität zwischen den Kirchen des Südens und des Nordens“, so der Bischof weiter. Trotzdem existieren auf dem Kontinent noch zahlreiche Kontraste und Paradoxe, die für die Mission wahre Herausforderungen darstellen. In diesem Zusammenhang erinnert der Bischof daran, dass das Land mit dem weltweit größten Bruttoinlandsprodukt gleich neben den ärmsten Ländern der Welt liegt; dass neben den größten Ländern der Welt (Brasilien, Kanada, Vereinigt Staaten und Argentinien) auch die kleinsten Staaten der Welt hier existieren (S. Lucia und Barbados …); dass es neben den größten und angesehenen Universitäten der Welt die höchsten Analphabetismusraten gibt; dass der Kontinent außerordentliche materielle Ressourcen besitzt, die prekäre technologische Fähigkeit vieler Länder deren Nutzung jedoch nicht ermöglicht; dass es eine Kluft zwischen den Reichen und den Armen gibt, die sich mit der Zeit zu vergrößern scheint. Der amerikanische Kontinent besitze außerdem auch andere besondere Eigenheiten, so Bischof Girardi, denn es sei zum Beispiel der einzige „christliche Kontinent“, dessen Katholiken 60% aller katholischen Gläubigen auf der ganze Welt ausmachen, weshalb man Lateinamerika auch aus „Kontinent der Hoffnung“ bezeichne. Doch diese Christlichkeit komme in verschiedenen Bereichen auf sehr unterschiedliche Weise zum Ausdruck: es gebe Orte mit außerordentlicher Vitalität und einem ausgeprägten Volksglauben und andere, „wo der Eindruck entsteht, als ob wir einem Christentum gegenüberstehen, das im Sterben liegt“ und von Säkularismus gekennzeichnet ist.
Diese ist nach Ansicht von Bischof Girardi die Realität des amerikanischen Kontinents „wo unser tief greifendes Engagement notwendig ist“. Die Kirche in Amerika „hat sich lange Jahre als Empfängerin der Mission betrachtet und nur in sehr geringem Maß als aktiver Bestanteil der Mission“. Diese Tatsache „hat auch das Entstehen eines Bewusstseins davon verzögert, dass eine Ortskirche bereits bei ihrer Gründung missionarisch ist“. Seit der III. Generalversammlung der Lateinamerikanischen Bischöfe in Puebla (1979)“, so der Bischof weiter, „ist das Missionsbewusstsein in ganz Lateinamerika gewachsen, was an den Amerikanischen Missionskongressen, den nationalen Kongressen, der Schaffung von missionarischen Bewegungen und der Gründung neuer Institute mit missionarischen Zielen sichtbar wurde … in den Dokumenten von Santo Domingo hieß es: ‚ES ist die missionarische Stunde für Amerika gekommen. Wir wenden uns an alle mit einem nachdrücklichen und begeisterten Aufruf zur Evangelisierung nicht nur im Inneren unserer Kirche, sondern auch über die Grenzen hinaus’. Wir können heute von einer ‚missionarischen Ansteckung’ sprechen, die es in unseren Kirchen gibt, obschon die Früchte noch relativ mäßig sind“, so der Bischof abschließend. „Doch gerade die Verbreitung dieses ‚Missionsbewusstseins’ bereichert unsere Spiritualität und wird sie auch weiterhin kennzeichnen. (RG) (Fidesdienst, 11/03/2006 - 49 Zeilen, 544 Worte)


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