AFRIKA/TOGO - Politische Krise: “Bürger demonstrieren für Reformen und Demokratie”

Montag, 11 Juni 2018 politik   demokratie   gerechtigkeit   zivilgesellschaft  

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Sokodé (Fides) – „Togo ist das einzige Land im Golf von Guinea, in dem Politiker glauben machen, dass auf politischer, sozialer und wirtschaftlicher Ebene alles gut läuft. In Wirklichkeit sieht es ganz anders aus. Wie lange werden die togolesischen politischen Führungskräfte noch in der Lage sein, so weiterzumachen?", fragt sich Pater Jules Adjator, Regionaloberer der Gesellschaft der Afrikamissionen in Togo. "Die Menschen wurden bisher getäuscht, aber heute kennen sie, ihre Rechte und die legitimen Mittel, um sie einzufordern. Die Menschen haben verstanden, dass das Land institutionelle und konstitutionelle Reformen braucht, damit es wahre Demokratie, Frieden und Entwicklung geben kann", fügt der Priester hinzu.
"Alle sprechen über die sozio-politische Krise in Togo, aber was verbirgt sich hinter dieser Krise?", so der Ordensmann zu einem Erklärungsversuch: „Alles begann am 19. August 2017, als Tikpi Atchadam, Leiter der neuen oppositionellen Panafrikanischen National Party (PNP), zu friedlichen Protest aufrief, bei denen Verfassungsreformen gefordert wurden (vgl. Fides 15/9/2017). Doch dabei kam es zu Gewalt, die von der Polizei zu Unrecht oder zu Recht unterdrückt wurde. Nachdem die regierende Partei das Demonstrationsrecht unterdrückt hatte und damit das Recht der die Menschen eine besseren Zukunft zu fordern, ist um die PNP eine Bündnis von 14 Oppositionsparteien entstanden, das diesen Kampf für die Befreiung Togos führen will, das seit einem halben Jahrhundert als Geiseln der Familie Gnassingbe (vgl. Fides vom 18/9/2017) lebt. Seither wurden Protestmärsche im ganzen Land veranstaltet, die alle gewaltsam unterdrückt wurden. Aber durch die gewaltsame Einschüchterung wird es nicht gelingen, die Entschlossenheit und den Willen der Togolesen zu brechen", so Pater Jules.
"Wenn Menschen ihre Rechte nicht auf der Straße einfordern, gibt es keine Veränderung“, so der Geistliche weiter, „Trotz der erlittenen Gewalt äußert das Volk weiterhin seine Verzweiflung gegenüber der Regierung des Landes. Die Togolesen wollen einen Regierungswechsel, um dem Land ein neue Impulse und den jungen Menschen, die alle Hoffnung verloren haben, neues Energie zu geben. Die Situation zwischen Regierung und Opposition ist ins Stocken geraten und treibt fortlaufende Menschen auf die Straße.“
Darüber hinaus betont Pater Jules: "Die Bischofskonferenz von Togo hat immer wieder Alarm geschlagen angesichts der Krise im Land. Die Bischöfe sind sehr besorgt über die sozialpolitische Situation und landen in allen Diözesen zum Gebet für den Frieden und insbesondere für Reformen ein. Die Bischöfe verurteilten auch die Gewalt und fordern alle zur Mäßigung auf, in der Hoffnung auf einen Dialog zwischen der Regierung und der politischen Opposition".
"Die Menschen fordern einen auf Wahrheit basierenden politischen Willen zur Beendigung dieser Krise. Zum Beispiel würde es ausreichen, dass der Präsident der Republik ankündigt, dass er nicht für die nächsten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 kandidieren wird. Heute nähren die Togolesen die Hoffnung, dass Frieden und Stabilität endlich in ihrem Land wieder möglich sein werden", so Pater Jules abschließend.
(JA/AP) (Fides 11/6/2018)


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