AFRIKA/LIBERIA - Bischof Borwah: “Präsident Weah braucht Zeit, denn die Herausforderungen sind immens”

Mittwoch, 6 Juni 2018 bischöfe   politik  

Rom (Fides) - "Der neue Präsident wurde vor allem von jungen Leuten gewählt, die sich von der Führung des Landes vernachlässigt fühlen", erklärt der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Liberia, Bischof Anthony Fallah Borwah von Gbarnga, im Interview mit Fides am Rande des Ad- -limina-Besuchs in Rom zur Wahl des ehemalige Fußballspielers George Weah, der am vergangenen 26. Dezember zum Präsidenten von Liberia gewählt wurde (vgl. Fides 29/12/2017).
„George Weah repräsentiert für diese jungen Leute eine Erfolgsgeschichte. Er wurde vor nur sechs Monaten gewählt. Das ist eine kurze Zeit und es war nicht leicht für ihn, denn er musste rasch lernen, wie man sich als Präsidenten verhält, weil die Leute ungeduldig sind: es gab bereits die ersten Beschwerden. Deshalb muss man der Bevölkerung und vor allem jungen Menschen erklären, dass der Präsident Zeit braucht, um konkrete Ergebnisse zu liefern", so der Bischof.
"Als Kirche versuchen wir dem Präsidenten zu helfen, aber die Herausforderungen sind immens", so Bischof Borwah. "Dazu gehören vor allem Armut und Arbeitslosigkeit, von denen ein großer Teil der Bevölkerung betroffen ist. Die wirtschaftliche Lage ist äußerst ernst, auch durch die Folgen der Ebola-Infektion, die die Wirtschaft des Landes in die Knie gezwungen hat. Angesichts eines Gefühls der Verzweiflung, das so viele junge Menschen empfinden, ist George Weah für sie die einzige Hoffnung für die Zukunft. Doch er braucht die notwendige Zeit zum Handeln!", betont Bischof Borwah.
"Ich denke, dass Präsident Weah vor allem ein gutes Regierungsteam zusammenstellen sollte", so der Vorsitzende der Liberianischen Bischofskonferenz. "Wir haben gesehen, dass es in den ersten Monaten Probleme mit einigen der von ihm ausgewählten Mitarbeiter gab, die aufgrund mangelnder Kompetenz entstanden sind. Der Präsident möchte jungen Menschen eine Chance geben. Ein verständlicher Wunsch, aber man kann kein Regierungsteam mit jungen, wenn auch begeisterungsfähigen Leuten aufbauen, die nicht die nötige Ausbildung auf solch anspruchsvolle Aufgaben haben. Eine Mischung aus jungen Leuten und reifen und erfahrenen Mitarbeitern wäre besser. Das Staatsoberhaupt braucht viel Weisheit bei der Auswahl seiner Mitarbeiter. Ich wiederhole: als Kirche sind wir bereit, mit den staatlichen Behörden zusammenzuarbeiten und mit unseren Rat für zum Wohl des Landes beizutragen".
"Auf der anderen Seite ist Weah ein guter Mensch, der ein korrektes politisches Programm vorlegt, das auch mit der Soziallehre der Kirche übereinstimmt, deren Eckstein die Option für die Armen ist", so Bischof Borwah.
Zur Situation der Kirche betont Erzbischof Borwah: "In Liberia sind wir nur drei Bischöfe, die trotz Armut und Schwierigkeiten eng und harmonisch zusammenarbeiten. Und wenn die Gläubigen den Zusammenhalt ihrer Hirten sehen, folgen sie ihrem Beispiel. Wir Bischöfe sind heute ein Beispiel für Einheit, Versöhnung und Frieden in einem Land, das noch immer unter den von dem langen Bürgerkrieg, der 2003 endete, verursachten Wunden leidet".
(L.M.) (Fides 6/6/2018)


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