ASIEN/INDONESIEN - IN ACEH WÄCHST DIE SPANNUNG ZWISCHEN REBELLEN UND REGULÄREN STREITKRÄFTEN, DOCH IN DER PROVINZ GIBT ES EINE EINZIGE KATHOLISCHE HOCHBURG: EINE FRANZISKANERPFARREI

Donnerstag, 8 Mai 2003

Jakarta (Fidesdienst) – Während in der indonesischen Provinz Aceh im Norden der Insel Sumatra die Spannung wächst, fordert der Franzsikanerpater Ferdinando Severi Ofm Conv., der als Seelsorger die Pfarrei vom Heiligen Herzen Jesu in Banda Aceh, die einzige Pfarrei der Provinz, betreut, die 1.800 Mitglieder seiner Gemeinde auf, die Insel nicht zu verlassen, sondern in Aceh zu bleiben und sich dort für den Frieden zu engagieren. Am 12. Mai wird das Ultimatum der indonesischen Zentralregierung an die Rebellen ablaufen: sollten die Aufständischen bis dahin ihre Waffen nicht abgegeben haben, sind massive Militärhandlungen vorgesehen, für die bereits 50.000 Soldaten bereitstehen.
Die Provinz Aceh gehört zu jenen Provinzen Indonesiens, die der Zentralregierung seit Jahren Probleme machen. In der Provinz fordert die Separatistenbewegung Free Aceh Movement (GAM) mit rund 3.000 Milizionären die Unabhängigkeit mit dem Ziel der Gründung eines theokratischen muslimischen Staates. Die Guerillaeinheiten sind in Aceh seit 1976 aktiv: seither wechseln sich Friedensverhandlungen mit dem Aufkommen erneuter Spannungen ab.
Vor kurzem erklärte die Regierung in Jakarta die Region Aceh zu einer Provinz mit „Sonderautonomie“ und genehmigte damit auch, dass die Sharia (islamische Gesetze) al Bürgerrecht für die Einwohner der Provinz eingeführt wurde. Im Dezember 2002 waren Waffenstillstandsvereinbarungen unterzeichnet worden. Doch die GAM forderte nun erneut ein Referendum zur Frage der Unabhängigkeit nach dem Beispiel von Osttimor. Die indonesische Staatspräsidentin Megawati Sukarnoputri will die Souveränität Indonesiens jedoch nicht in Frage stellen lassen und hat nun beschlossen „hart“ gegen die Rebellen vorzugehen, indem sie den Rebellen ein Ultimatum für die Abgabe der Waffen stellte.
Wenige Tage vor Ablauf des Ultimatums ist die Lage äußerst angespannt und die ersten Einwohner beginnen die Provinz zu verlassen: von den insgesamt 4,1 mehrheitlich muslimischen Millionen Einwohnern der Provinz haben zwischen 300 und 400 Katholiken die Provinz bereits verlassen, denn sie leiden zusätzlich darunter, dass das Zusammenleben der Bürger von islamischen Gesetzen geregelt wird.
Unter diesen Bedingungen hat der seit über 10 Jahren in Aceh tätige Pater Severi die Regierung gebeten die eigene Geduld unter Beweis zu stellen und militärische Manöver zu vermeiden. „Ein Großteil der Menschen in Aceh fordert nicht Unabhängigkeit oder Sezession sondern Gerechtigkeit und Sicherheit“, so der aus Italien stammende Missionar. „Ein militärisches Eingreifen würde das Problem nicht lösen“, so Pater Severi, „sondern es würde nur noch größeres Leid für die Zivilbevölkerung mit sich bringen. Die Menschen leben in der Angst vor den Rebellen und den regulären Soldaten und dies geht soweit, dass sie ihre Wohnungen nicht mehr verlassen.
In Aceh hatte bereits in den Jahren von 1989 bis 1999 militärischen Handlungen und allgemeine Gewalt die Zivilbevölkerung in die Knie gezwungen. Die Erinnerung an diese finsteren Zeiten ist in den Menschen noch frisch, weshalb sie die Provinz heute verlassen: hunderte Katholiken haben ihre Wohnungen verlassen und suchen im Süden von Sumatra Zuflucht. Auch die Zahl der katholischen Schülern in den Schulen der Provinz ging in jüngster Zeit zurück.
Pater Severi fordert deshalb seine katholischen Gläubigen auf, sich nicht vom Pessimismus vereinnahmen zu lassen, sondern ein Zeugnis des Glaubens abzulegen, „indem wir unser Bestes tun, damit wir die Situation ruhig angehen können, indem wir beten und uns für den Frieden engagieren“. Obschon Aceh eine islamische Provinz ist kann die katholische Kirche nach Angaben von Pater Severi ihre seelsorgliche Tätigkeit problemlos verrichten und es bestehen ausgezeichnete Beziehungen zu den örtlichen Vertretern des Islam.(PA) (Fidesdienst 8/5/2003 – 48 Zeilen, 556 Worte)


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