ASIEN/INDIEN - UN-Bericht: “Frauen aus dem Volk der Dalit werden stärker diskriminiert”

Donnerstag, 22 Februar 2018 frauen   diskriminierung   dalit   zivilgesellschaft   ortskirchen   entwicklung  

New Delhi (Fides) - "Frauen aus dem Volk der Dalit in Indien sind ärmer und werden stärker ausgegrenzt und diskriminiert als Männer und das durchschnittliche Lebensalter ist bei ihnen 14,6 Jahre niedriger als bei Frauen aus der höchsten Kaste. Das ist alarmierend", so P. A. Singarayan, ein katholischer Priester aus Tamil Nadu zu Fides. Der Priester basiert seine Einschätzung auf den UN-Bericht zur Geschlechtergleichheit bis 2030, aus dem hervorgeht, dass die frühere Sterblichkeit bei Frauen aus niedrigeren Kasten in Indien hauptsächlich auf schlechte Gesundheits- und Hygienebedingungen zurückzuführen ist.
"Frauen müssen gleiche Rechte und Chancen haben. Gott hat alle Menschen nach seinem Abbild geschaffen, aber es ist traurig wenn wir feststellen müssen, dass kleine Mädchen nicht mit der gleichen Fürsorge bedacht werden männliche Kinder in Indien", so der katholische Geistliche weiter. "In der indischen Gesellschaft“, fährt er fort, „erleben Frauen und Mädchen vielfältige Formen der Benachteiligung aufgrund von geschlechtsspezifischen und anderen Ungleichheiten", was sich in "mangelndem Zugang zu hochwertiger Bildung, menschenwürdiger Arbeit, Gesundheit und Wohlergehen" äußert.
Im Kern der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die vor zwei Jahren von der UNO verabschiedet wurde, steht die Verpflichtung, "niemanden zurückzulassen" und den Bedürfnissen der am stärksten benachteiligten Gruppen Vorrang einzuräumen. Die Agenda setzt eine Reihe von globalen Maßstäben, wie zum Beispiel: Beseitigung der extremen Armut und des Hungers, Zugang aller Kinder zur Schulbildung. Der neue UN-Bericht zeigt auf, dass besonders Frauen von Notlagen betroffen sind und untersucht die politischen Maßnahmen, die zur Erreichung der erklärten Ziele erforderlich sind.
Ziel ist es sicherzustellen, dass alle Frauen und Mädchen unabhängig von Alter, Klasse, Rasse, ethnischer Zugehörigkeit oder Religion gleiche Rechte und Möglichkeiten haben. Dem Bericht zufolge überschneiden sich oft geschlechtsbezogene Diskriminierung und anderen Formen der Diskriminierung – aufgrund von Kaste, ethnischer Zugehörigkeit, Religion – was zu einer weiteren Ausgrenzung von Frauen und Mädchen der ärmsten und am stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppen führt.
In Indien hat Armut zudem noch weitere Konsequenzen: Zum Beispiel führt sie oft zu einem Mangel an Zugang zu Bildung oder zu Kinderarbeit und Kinderheirat. Nach dem UN-Bericht ist in Indien eine Frau im Alter zwischen 20 und 24 Jahren, die aus einer armen Familie in einer ländlichen Gegend stammt, fünfmal häufiger bereits im Alter unter 18 Jahren verheiratet als ein Mädchen aus einer wohlhabenden Familie in der Stadt.
Der Bericht fordert Regierungen auf, Politiken mit dem Ziel zu entwickeln, "niemanden zurückzulassen", um die soziale Fragmentierung nicht weiter zu verschärfen.
"Niemanden zurück zu lassen“, so Pfarrer Singarayan abschließend, „bedeutet, die Bedürfnisse der am stärksten marginalisierten, sozial, politisch, ökonomisch, ökologisch, und kulturell benachteiligten Menschen zu kennen und zu befriedigen: Dafür engagiert sich die Kirche in Indien und dafür muss sich auch die Regierung engagieren".
(PN) (Fides 22/2/2018)


Teilen: