AFRIKA/KENIA - „Grund für die Hungersnot in Kenia sind strukturelle Probleme: es muss nicht nur die Notlage bekämpft werden sondern auch der chronische Hunger, unter dem ein Drittel der Bevölkerung leidet“, so die Ordensoberen in Kenia

Freitag, 3 März 2006

Nairobi (Fidesdienst) - „Es wäre kurzsichtig, wenn man die Stimme nur erhebt, wenn sich die Hungersnot zuspitzt und die damit verbundenen Krankheiten zunehmen, ohne von der chronischen Hungersnot zu sprechen, unter der wir seit Jahren leiden“, so die Mitglieder der Konferenz der Ordensoberen in Kenia in einem Dokument zur schweren Lebensmittelkrise im Land. „Die akute Hungersnot ist immer ein besonderes Ereignis, das von Seiten der Kirche, unter Künstlern und bei humanitären Organisationen Regungen des spontanen guten Willens verursachten und sogar dazu führt, dass Gefangene im Zeichen der Solidarität auf eine Mahlzeit verzichten. Der chronische Hunger führt nicht immer zu einer akuten Hungersnot, doch es sterben im Vergleich mehr Personen an den Folgen. Auch wenn es oft passiert, können wir nicht nur den großen Brand löschen, wenn wir das schwelende Feuer vergessen, das die Menschen Tag für Tag austrocknet.“
Die Ordensleute weisen deshalb darauf hin, dass die gegenwärtige Hungersnot das Ergebnis eines strukturellen Prozesses ist, der seit langer Zeit die Menschen tötet, auch wenn dies langsamer und weniger sichtbar geschieht: „Auch wenn das Land große Fortschritte bei der Bekämpfung der Unterernährung macht, sind immer noch ein Drittel der Einwohner des Landes unterernährt und die Sterberate bei den Kindern im Alter unter fünf Jahren ist weiterhin steigend.“ Wie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) mitteilt, litten in der Zeit zwischen 2000 und 2002 ein Drittel der Menschen in Kenia unter Mangelernährung, während die Kindersterblichkeit von 9,7% im Jahr 1990 auf 12,3% im Jahr 2003 anstieg.
„Damit die gegenwärtige Hungersnot überwunden und das Problem des chronischen Hungers gelöst werden kann, beobachten wir den Staat und dessen Institutionen genau, was Sofortmaßnahmen, Koordinierung, Bekämpfung und Vorbeugung anbelangt“, schreiben die Ordensoberen weiter. „Wenn man sich auf die Frage der Lebensmittelvorräte in einem Land wie Kenia konzentriert, dann trägt das nicht dazu bei, dass man die tatsächlichen Gründe für den Hunger und die Lebensmittelknappheit erkennt. Ein Anstieg der Landwirtschaftsproduktivität allein reicht nicht aus, um das Problem zu lösen. Vielmehr ist eine Prüfung der sozialen Zusammensetzung des Landes zur Identifizierung der Personengruppen notwendig, die über die Lebensmittelproduktion entscheiden und entsprechende juridische Entscheidungen treffen. Dies führt zum Kern des Problems. Es wird gesagt, dass 10% der reichen Familien 42% des Einkommens kontrollieren, während 10% der ärmsten Familien nicht einmal 1% des Einkommens erhalten. Im Vergleich zu jedem Schilling, den ein armer Kenianer verdient, verdient ein reicher Kenianer 56 Schilling“, so die Ordensleute, die auch um eine ernsthafte Agrarreform bitten: „Wenn 80% der Menschen von der Landwirtschaft leben, dann ist auch der Zugang zu fruchtbarem Ackerland ungerecht verteilt. Während wenige Großgrundbesitzer so viel Land besitzen, dass weite Teile nicht bewirtschaftet werden, müssen besitzlose Kleinbauern ohne Genehmigung in den Wäldern anbauen. Die halbtrockenen Gebiete bleiben sich selbst überlassen, obschon sie potentiell nutzbar wären. Zu den Prioritäten muss deshalb ein entschiedenes und konstantes Engagement bei der Urbarmachung der Randgebiete des Landes gehören, was die Bewässerung, die Sicherheit und die Infrastrukturen anbelangt.“
„Unser Gebet und unsere Bemühungen gelten vor allem den Menschen in den von der Hungersnot betroffenen Gebieten. Wir denken dabei an die Menschen, die bedürftig sind und an diejenigen, die sich ihrer annehmen“, so die Ordensoberen abschließend. (LM) (Fidesdienst, 03/03/2006 - 45 Zeilen, 551 Worte)


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