AFRIKA/ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK - Tausende zentralafrikanische Flüchtlinge suchen nach der Gewalt im Nordwesten des Landes Zuflucht im Tschad

Donnerstag, 2 März 2006

Bangui (Fidesdienst) - Immer mehr Menschen aus der Zentralafrikanischen Republik suchen Zuflucht im Tschad nachdem die Unsicherheit im Nordwesten der Zentralafrikanischen Republik zunimmt.
Wie das tschadische Rote Kreuz berichtet kamen weitere 1.043 zentralafrikanische Flüchtlinge in das Land, so dass die Zahl der Menschen, die allein im Februar aus der Zentralafrikanischen Republik in den Tschad kamen bei über 5.000 liegt.
„Die Unsicherheit wird vor allem von kriminellen Banden verursacht, die in der Region ihr Unwesen treiben“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche. „Offiziell gibt es keine politischen Gründe, auch wenn einige dieser Banditen betonen, dass sie Anhänger des ehemaligen Staatspräsidenten Ange-Félix Patassé sind, der sich in Togo im Exil aufhält“.
Zu den schlimmsten Auseinandersetzungen kam es Ende Januar in der Stadt Paoua, rund 500 Kilometer nördlich von Bangui. Die Stadt wurde von bisher unbekannten Tätern überfallen. Der Angriff wurde von den Soldaten der offiziellen Armee abgewehrt, dabei starben mehrere Angreifer. Seither nahm die Unsicherheit in der Region zu, was auch zu polemischen Auseinandersetzungen in den politischen Kreisen des Landes führte. Opposition und die Presse werfen den Sicherheitskräften gewaltsames Vorgehen gegen Zivilisten vor. „Es muss zwischen dem Recht auf Selbstverteidigung und unterschiedslose Unterdrückung von Unschuldigen unterschieden werden“, so die Beobachter. Der Innenminister Michel Sallé dementierte unterdessen Berichte, die besagen, dass Armeesoldaten auf Zivilsten geschossen haben sollen. „Die Armee hat das Feuer nicht gegen die Bevölkerung eröffnet. Es kam zu einer Auseinadersetzung zwischen Soldaten und einigen Banditen“, so der Minister in einem Interview mit einem staatlichen Radiosender, in dem er diejenigen, die behaupten, dass hunderte Menschen von den Soldaten der Streitkräfte getötet wurden, zur Vorlage von Beweisen auffordert.
„Die polemische Debatte wird auch von Teilen der Presse geschürt, die hinter den Auseinandersetzungen Stammeskonflikte vermutet. Doch dabei geht es bisher nur um Spekulationen“, so der Beobachter.
„Die insgesamt 743 Missionare aus verschiedenen Orden, die im Land tätig sind, waren bisher von den Unruhen nicht betroffen“, bekräftigt der Beobachter. „Bei dem Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik, der 2003 zu Ende ging, wurden zwar immer wieder auch Missionen überfallen, doch die Missionare blieben stets bei den Menschen, auch unter schwierigen Bedingungen“.
Die Zentralafrikanische Republik versucht eine Phase der politischen Instabilität hinter sich zu lassen, nachdem der gegenwärtige Präsident Francis Bozizé im März 2003 nach einem Bürgerkrieg gegen den ehemaligen Präsidenten Ange-Félix Patassé die Macht übernahm. Die Zentralafrikanische Republik gehört zu den ärmsten Ländern der Welt mit einem Prokopfeinkommen von 260 Dollar und einer Auslandsverschuldung in Höhe von rund 1,33 Milliarden Dollar. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 39,5 Jahren und 11,5 % der Kinder sterben vor Erreichen des fünften Lebensjahres. Weniger als die Hälfte der erwachsenen Bürger des Landes (48,5%) können Lesen und Schreiben. (LM) (Fidesdienst, 02/03/2006 - 44 Zeilen, 452 Worte)


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