ASIEN/PAKISTAN - Der Vorsitzende der Bischofskonferenz: „Dialog und Frieden für Christen, Muslime und alle Bürger“

Dienstag, 28 Februar 2006

Lahore (Fidesdienst) - „Wir machen uns Sorgen über die Welle der religiösen Intoleranz, tun aber alles dafür, dass sich die Wogen wieder glätten. Morgen werden wir einen Hirtenbrief veröffentlichen, in dem wir die Menschen zum Dialog und zum Frieden auffordern“, so der Vorsitzende der Pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Lawrence Saldanha von Lahore, nach der antichristlichen Gewalt, zu der es in den vergangenen Wochen in verschiedenen pakistanischen Städten gekommen war.
Die Gewalt, so hieß es, begann zunächst aus Protest gegen die Mohammed-Karrikaturen, die von verschiedenen europäischen Tageszeitungen veröffentlicht wurden. Doch dazu erklärt der Erzbischof: „Die Situation wird genutzt, um Hass zu schüren, insbesondere unter jungen Muslimen, die an den Kundgebungen teilgenommen haben. Die größten Kirchen in den pakistanischen Städten werden heute von Sicherheitskräften bewacht. In den vergangenen Tagen trafen wir uns zu einem Gespräch mit dem Premierminister, der uns mehr Sicherheit versprach, und seine Wertschätzung gegen über den religiösen Minderheiten zum Ausdruck brachte. Doch vor Ort griffen Polizeibeamte bisher immer nur sehr zögernd ein. Wir haben unsererseits versucht, die Christen und alle Bürger des Landes stets zum Dialog und zum Frieden aufzufordern“.
In den vergangenen zwei Wochen (am 19. Februar) wurden zwei weitere Kultstätten im Verwaltungsdistrikt Sukkar-Sindh zerstört: es handelt sich um die katholische Marienkirche und die protestantische St. Salvator-Kirche, die von islamischen Fundamentalisten zerstört wurden. Angeblich handelte es sich um die Reaktion auf eine Episoden der „Blasphemie“. In einer Verlautbarung der Kommission für „Gerechtigkeit von Frieden“, die auch von Erzbischof Saldanha unterzeichnet wurde, wird die Gewalt nachdrücklich verurteilt und darauf hingewiesen, dass es sich um schwere Verstöße gegen den Rechtsstaat handelt. Die Katholiken des Landes sind besorgt: „Das Eigentum und die Kultstätten der Religionen, die in der Minderheit leben, werden zunehmend zum Gegenstand der Gewalt von Extremisten. Dies geschieht auch, weil die Regierung die Episoden der jüngsten Vergangenheit praktisch ignoriert hat und damit eine Tendenz zur Genehmigung religiöser Intoleranz gezeigt hat.“ In der Verlautbarung werden polizeiliche Ermittlungen gegen die Verantwortlichen und Anstifter der Gewalt gefordert. Gleichsam werden die Christen zu „friedlichem Verhalten und zur Achtung des Glaubens der anderen“ aufgefordert.
Die Marienkirche in Sukkar wurde 1889 gebaut und befindet sich in der Diözese Hyderabad. Unter den anderen jüngsten Episoden der Gewalt erinnert die Kommission für „Gerechtigkeit und Frieden“ auch an den Übergriff auf das Kloster „St. Michael“ in Peschawar und zahlreiche Beschädigungen von katholischen Schulen und Einrichtungen. Am Morgen des 3. Februar wurden bei einem Angriff auf ein christliches Dorf im Verwaltungsdistrikt Lialkot mehrere Menschen verletzt und eine katholische Kirche geschändet. Im Oktober 2005 wurden in Sangla Hill, in der Nähe von Lahore drei christliche Kirchen von muslimischen Extremisten zerstört.
Von den insgesamt 155 Millionen Einwohnern Pakistans sind 97% Muslime. Die Christen machen unter der Gesamtbevölkerung einen Anteil von 2,5% aus, davon sind etwa 1,2 Millionen Katholiken. (PA) (Fidesdienst, 28/02/2006 - 43 Zeilen, 474 Worte)


Teilen: