ASIEN/TÜRKEI - Krise der Schulen religiöser Minderheiten spitzt sich zu: Es gibt nur noch insgesamt 24 Institute

Freitag, 24 November 2017 ostkirchen   mittlerer osten   religiöse minderheiten   schule   bildungswesen  

Acam

Istanbul (Fides) – Die insgesamt 24 Schulen, die sich in Trägerschaft von Stiftungen und Einrichtungen christlicher Minderheiten in der Türkei befinden, sind in einer kritischen Lage. Dies könnte sogar soweit gehen, dass ihre Existenz gefährdet ist. Zu Beginn des neuen Schuljahres ging an vielen Schulen die Zahl der angemeldeten Schüler zurück, was einige dieser Schulen zur Schließung zwingen könnte. Dies beklagt Toros Alcan, Präsident der Stiftung der armenischen “Sur Hac Tibrevank”-Schule und Vertreter der Stiftungen der Minderheiten beim Verband der türkischen Stiftungen. Wie die türkische Presse berichtet, nannte Alcan verschieden Faktoren, die zu einer solchen Krise der Schulen der Minderheiten geführt haben, hauptsächlich eine Gesetzgebung, die diese mit Privatschulen gleichstellt, da diese zu einer beachtlichen Einschränkung der Zuschüsse führt, auf die hingegen staatliche Schulen Anspruch haben. Alcan erinnerte auch daran, dass die Schulen der Minderheiten gemeinnützig tätig sind und ihre Rechte vom Vertrag von Lausanne garantiert werden, weshalb ihre Statuten nicht mit denen von Privatschulen gleichgestellt werden dürfen.
In den letzten Jahren des osmanischen Reichs gab es auf dem Gebiet der heutigen Türkei insgesamt 6437 Schulen von Minderheiten. Ihre Anzahl ging in den ersten Jahren nach Gründung der türkischen Republik sehr drastisch bis auf 138 zurück. Damals zielte die nationalistische Politik des “Komitees für Einheit und Fortschritt” darauf ab ein Einheitsmodell des “türkischen Bürgers” zu schaffen und inspirierte damit eine Politik der Ausweisung von Minderheiten. Die nationalistische Mentalität führte dazu, dass Schulen der Minderheiten als Hindernis bei diesem Prozess der Homologisierung betrachtet wurde.
In der jüngeren Vergangenheit, hatte es in den Jahren von 2014 bis 2015 (vgl. Fides 4/11/2014) einen merklichen Anstieg der Zahl der Schulen der christlichen Minderheiten in der Türkei gegeben. Für die staatliche Unterstützung genehmigt wurde. In diesem Schuljahr stieg die Zahl der Schulen christlicher Minderheiten auf 55. Davon befanden sich 36 in Trägerschaft der armenischen Gemeinde und 18 in Trägerschaft der griechischen Gemeinde. Ein Kindergarten befand sich in Trägerschaft der syrisch-orthodoxen Gemeinde. Bereits ein Jahr später gab es bei den Schulen christlicher Minderheiten einen plötzlichen Rückgang, so dass die Zahl der Schulen bis auf insgesamt 24 Einrichtungen zurückging, die es heute noch gibt. Schwierigkeiten führten vor allem zur Schließung der Schulen der kleinen griechisch-orthodoxen Gemeinde. Bereits damals hatte der türkische Anwalt Nurcan Kaya, der die Gruppe für die Rechte von Minderheiten koordiniert, an die Dringlichkeit eines gesetzlichen Rahmens mit Rechten und Pflichten dieser Schulen erinnert und eine Klärung der Mechanismen für die staatliche Unterstützung und die Abschaffung der Pflicht der türkischen Staatsbürgerschaft der Schüler (die die Zahl der potentiellen Schüler merklich einschränkt) gefordert.
(GV) (Fides 24/11/2017).


Teilen: