AFRIKA/ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK - „Rund 80% des Landes wird von Rebellen gehalten; wir sind der ärmste Staat der Welt; aber wir dürfen nicht aufgeben”

Montag, 20 November 2017 armut   bewaffnete gruppen  

ACN Canada

Bangui (Fides) - "Der Krieg schien vorbei zu sein, aber leider ist es nicht so oder zumindest nicht überall", schreibt der italienische Missionar, Pater Federico Trinchero, aus dem Kloster „Our Lady of Carmel“ in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik. "Die Lage in Bangui ist relativ ruhig, nachdem es in jüngster Zeit zu Gewalt gekommen war (vgl. Fidesdienst vom 13/11/2017), und das kann täuschen", betont der Missionar. "Im Inneren des Landes ist das Bild ganz anders. Seit Mai haben Gruppen von Rebellen, deren Herkunft und Ziele nicht immer klar sind, Hunderte Menschen getötet und Häuser in Brand gesteckt, so das Tausende Menschen aus Dörfern und Städten fliehen musste. Dieser Zustand hält nun schon lange an und besteht die Gefahr, dass man sich an den Krieg zu gewöhnt, als wäre er unvermeidlich. "
„Es gibt zwei Daten, die mehr als alle anderen zum Ausdruck brungen, in welch dramatischer Situation sich Zentralafrika befindet", so Pater Trnchero.
"80% des Territoriums sind immer noch von Rebellen besetzt, die anstelle des Staates Gesetze diktieren. Der Staat wiederum scheint nur mit Mühe Präsenz zu zeigen, oder er verzichtet ganz darauf." "Die Abwesenheit des Staates in Gebieten weit weg von der Hauptstadt war einer der Gründe, die den Krieg 2013 ausgelöst haben", so der Missionar weiter. "Dies nicht zu berücksichtigen ist ielleicht nicht die beste Strategie. Die Wahl eines neuen Präsidenten, die massive Präsenz der Vereinten Nationen, das Interesse und die umfangreiche Hilfe der internationalen Gemeinschaft schien eine gute Gelegenheit zu sein, die Dinge zu ändern und endlich auf den Zug der Entwicklung aufzuspringen. Doch bisher ist dies nicht geschehn. Die Erwartungen wurden enttäuscht. Es gab keine Fortschritte. Im Gegenteil, vielleicht hat es sogar sogar Rückschritte gegeben.
„Besorgniserregend ist auch die Armut. Wie aus dem jüngsten UN-Bericht hervorgeht, liegt Zentralafrika nun auf Platz 188 der insgesamt 188 Ländern des Human Development Index. Wir sind also das ärmste Land der Welt", betont Pater Trinchero. "Zentralafrika lag bereits ganz unten in der Tabelle. Diese letzten Kriegsjahre haben die wenigen Ressourcen, die das Land noch besaß. Und obwohl solche Platzierungen immer etwas unangenehm sind, wenn man nicht an der Spitze liegt, ist diese Zahl ein mehr als beredter Indikator für die tatsächlich Situation im Land. "
"Angesichts einer derart verzweifelten Lage, gibt es viele Gründe, pessimistisch zu sein, den Mut zu verlieren und aufzugeben", so der Missionar. „Doch von so einem Tiefpunkt aus kann die Lage sich nur verbessern. Und es ist sinnlos, weiterhin einen Feind zu suchen, oder auf jemanden zu warten, der Wunder vollbringt und die Situation ändert, damit ein Neubeginn möglich ist“. "Vielleicht ist es an der Zeit, selbst etwas zu tun, damit sich die Situation ändert", so Pater Trinchero abschließend.
(F.T.) (L.M.) (Fides 20/11/2017)


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