ASIEN/PAKISTAN - Änderung des Blasphemieparagraphen dringend notwendig: “Religiöse Minderheiten leben in ständiger Angst”

Dienstag, 3 Oktober 2017 blasphemie   islam   christentum   religiöse minderheiten   ethnische minderheiten   gerechtigkeit   hinduismus   zivilgesellschaft  

Lahore (Fides) – Der Christ Washaal Masih und sein hinduistische Kollege Bhola Ram, die beide bei einer Gebäudereinigungsfirma in Behawalnagar im Süden Pakistans arbeiten, wurden wegen Blasphemie festgenommen, weil sie angeblich Seiten des Koran verbrannt haben sollen. Wie die christliche “Legal Evangelical Association Development” (LEAD) sind im staatlichen Krankenhaus in Behawalnagar beschäftigt und wurden angeklagt, nachdem ein Polizeibeamter, der einen Anruf von einem Journalisten erhalten haben soll, der wiederum mitteilte, dass die beiden bei der Beseitigung von Dokumenten auch einige Seiten mit Versen aus dem Koran verbrannt haben sollen, am vergangenen 27. September 2017 in am angeblichen Tatort auf zahlreiche Menschen stieß, die weitere Details zu dem Fall lieferten. Daraufhin wurden die beiden festgenommen und angeklagt.
“Die Anwendung des Blasphemiegesetzes ist komplex: in diesem Fall reichte die Aussage von zwei angeblichen Zeugen, damit Anklage erhoben wurde. Doch es gibt keine weiteren Beweise. Deshalb leben religiöse Minderheiten in ständiger Angst und verheimlichen ihren Glauben, um eine Anklage wegen Blasphemie zu vermeiden”, so der christliche Anwalt Sardar Mushtaq Gill, Vorsitzender von “LEAD”.
“Der Missbrauch des Gesetzes ist Praxis geworden, wenn es um private Streitfragen geht. Erst vor kurzem wurde der Christ Nadeem James in einen Blasphemie-Fall verwickelt, weil er eine muslimische Frau geheiratet hatte. Wir müssen dieses Ungerechte Gesetz ändern“, heißt es in einem Appell der Organisation.
In den vergangenen 12 Jahren “hat sich die Situation für religiöse Minderheiten in Pakistan zugespitzt”. Für eine Abschaffung des Gesetzes gebe es viele Gründe: es ist nicht vereinbar mit den grundlegenden Menschenrechten; es gefährdet die Sicherheit aller Bürger jeder Religion; es missachtet grundlegende Bürgerrechte, im Hinblick auf Festnahme und Untersuchungshaft und das Recht auf einen Prozess; es verstößt gegen die Religions- und Meinungsfreiheit; untergräbt den Rechtsstaat und das Recht auf Gleichheit; befeuert religiösen Fanatismus und gefährdet das Zusammenleben der Religionsgemeinschaften in Pakistan.
“In vielen Fällen wird ein Bürger, auch wenn er nur wegen Blasphemie verklagt wurde, der Gefahr einer willkürlichen Hinrichtung durch gewaltbereite Islamisten ausgesetzt”, heißt es in der Verlautbarung der Organisation weiter, die beklagt, dass solche Taten unbestraft bleiben.
(PA) (Fides 3/10/2017)


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