AFRIKA/NIGERIA - „Wer ein Verbrechen begeht muss von der Justiz zur Rechenschaft gezogen werden. Niemand darf Delikte im Namen der Religion begehen und glauben er werde straflos bleiben. Diese gilt für alle, sowohl für Christen als auch für Muslime“

Mittwoch, 22 Februar 2006

Abuja (Fidesdienst) - In Onitsha im südnigerianischen Bundesstaat Anambra, wo es am gestrigen 21. Februar zu erneuten Unruhen gekommen war, wurde Ausgangssperre verhängt. „Es scheint, als ob sich die Situation wieder beruhigt habe, die Polizei patrouilliert auf den Strassen und der katholische Bischof hat die Menschen aufgefordert, Ruhe zu bewahren“, so Beobachter vor Ort.
Zu den Ausschreitungen soll es, nachdem der Ankunft der sterblichen Überreste einiger Mitglieder des Ibo-Volkes gekommen sein, die aus der Region stammen und bei den Unruhen im Norden Nigerias ums Leben kamen (vgl. Fidesdienst vom 20. und 21. Februar 2006).
Bein den Einwohnern Onitsha handelt es mehrheitlich um Christen und sie war der Wohnort einiger der rund 30 Toten, die bei den Unruhen am 18. Februar einigen mehrheitlich von Muslimen bewohnten Städten im Norden des Landes ermordet worden waren.
Die Bilanz der Unruhen in Onitsha ist noch ungewiss. Wie Beobachter aus Kreisen der Ortskirche bestätigen, gab es mehrere Tote, deren genaue Anzahl jedoch noch nicht feststeht. Die Übergriffe der aufgebrachten Menschenmassen wandten sich gegen Eigentum muslimischer Gläubigen und Moscheen.
„Es darf keine Ausnahme geben. Wer ein Verbrechen begeht muss von der Justiz zur Rechenschaft gezogen werden. Niemand darf Delikte im Namen der Religion begehen und glauben er werde straflos bleiben. Diese gilt für alle, sowohl für Christen als auch für Muslime“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche. „Wir werden nie müde werden, zu wiederholen, dass es kriminelle Elemente gibt, die die Situation für Plünderungen und Zerstörung ausnutzen. Schwere Ausschreitungen, wie gestern in Onitsha sind leider keine Seltenheit. Es gab sie bereits in der Vergangenheit aus den verschiedensten Gründen“.
Zu Spannungen kam es in Nigeria auch im Zusammenhang mit der Debatte über eine Verfassungsreform, die die Präsidenten Olusegun Obasanjo die Kandidatur für ein drittes Mandat ermöglichen soll. Obasanjo ist Methodist und vertritt die Interessen der mehrheitlich christlichen Bevölkerung im Südsudan. In 12 Staaten im Norden des Landes, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt werden, wünscht man sich einen neuen Präsidenten, der die eigenen Interessen vertritt. Dabei geht es jedoch weniger um religiöse Hintergründe sondern vielmehr um die Verteilung der Verträge aus der Erdölförderung. Die nigerianischen Erdölvorkommen befinden sich in einigen Staaten im Süden des Landes, wo es immer noch zu Spannungen kommt, weil die Bevölkerung in größerem Maß an den Erträgen beteiligt werden will. Gleichzeitig fordern die anderen Bundesstaaten eine gleichmäßige Verteilung im ganzen Land.
In der Region des Nigerdeltas, wo sich die meisten nigerianischen Erdölvorkommen befinden, werden weiterhin 8 Mitarbeiter einer Erdölfirma festgehalten, die sich in den Händen der Bewegung für die Emanzipation des Nigerdeltas befinden, die die Befreiung zweier Mitglieder des Ijaw-Volkes und eine größere Beteiligung an den Erträgen aus der Erdölförderung fordern. (LM) (Fidesdienst, 22/02/2006 - 39 Zeilen, 474 Worte)


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