VATIKAN - Kardinal Sepe in seiner Ansprache an die Seminaristen in Juba (Sudan): „Das Dasein als Priester ist kein privilegiertes Leben, sondern ein Leben der Demut und der vorbehaltslosen Hingabe an die Mitmenschen, nach dem Vorbild Jesu beim letzten Abendmahl“

Mittwoch, 22 Februar 2006

Juba (Fidesdienst) - „Das Dasein als Priester ist kein privilegiertes Leben, sondern ein Leben der Demut und der vorbehaltslosen Hingabe an die Mitmenschen, nach dem Vorbild Jesu beim letzten Abendmahl … Als Seminaristen solltet ihr lernen, dass eure Berufung nicht darin besteht, Befehle zu erteilen oder für den gesellschaftlichen Status geehrt oder geschätzt zu werden, sondern dass ihr vielmehr zu einem Leben nach den evangelischen Räten der Armut, des Verzichts, der vollkommenen Entsagung, des Gehorsams und der Keuschheit berufen seid“, mit dieser Aufforderung wandte sich der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Kardinal Crescenzio Sepe an die Seminaristen, mit denen er im Kleinen Seminar St. Lawrence in Juba (Sudan) am Dienstag, den 21. Februar eine heilige Messe feierte. Der Kardinal sprach sodann über einige Verhaltensweisen, die die Seminaristen entwickeln und pflegen sollten, darunter das persönliche und liturgische Gebet. „Einen Ehrenplatz muss in eurem Leben die Eucharistie einnehmen. Und so wie die Eucharistie brauchen wir auch das regelmäßige Sakrament der Buße… Lernt eure Augen, eure Ohren und eure Herzen für die Bedürfnisse der Mitmenschen zu öffnen, damit ihr zum „alter Christus“ werdet, der euer Vorbild und Bezugspunkt sein soll“.
Was die evangelische Tugend des Zölibats anbelangt, so wies der Kardinal darauf hin, dass „es zwar unabhängig von der geographischen Lage schwierig sein mag, sich daran zu halten, es jedoch gleichsam durch die göttliche Gnade überall gelebt werden kann … indem man eine innige Beziehung zur Christus pflegt, vor allem durch das persönliche Gebet“.
Nach der Besichtigung der Räumlichkeiten des Seminars begegnete der Kardinal den Katechisten der Diözese Juba und in seiner Ansprache befasste er sich vor allem mit den Hindernissen bei der Verkündigung des Evangeliums: „Ihr wisst wie zerbrechlich der Glaube in vielen Gegenden ist. Gesellschaftliche und politische Kräfte, die Erosion der Werte der Familie und der schleichende Säkularisierung sowie das Auftreten von Problemen wie die Verstädterung, die Arbeitslosigkeit und das Konsumdenken machen die Verkündigung des Frohbotschaft der Hoffnung und des Heils oft schwierig“. Unter den weiteren Motiven, die eine Verkündigung erschweren nannte der Kardinal auch die weit verbreitete Armut, die ungerechtfertigte Gewalt und widersprüchliche Interessen. Angesichts der Versuchung einer Entmutigung und des Verzichts auf diesen Dienst ermutigte der Kardinal die Katechisten mit folgenden Worten: „Ich möchte euch vor allem an die wesentliche Bedeutung des Gebets erinnern: „Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15,5). Bemüht euch außerdem um eure lehramtliche und pädagogische Ausbildung, im Bewusstsein der Herausforderung, die die Sekten darstellen und angesichts des Einflusses anderer negativer Tendenzen, die zu Spaltungen unter euch führen könnten, wie zum Beispiel der Tribalismus und das Stammesdenken. Werdet nicht müde, ein beispielhaftes Leben zu führen, das darin besteht die Gruppen, die euch anvertraut sind, zu erbauen“.
Von Juba reiste der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker nach Rumbek weiter, wo er sich zunächst mit den Vertretern der örtlichen Behörden und später mit Priestern, Ordensleuten und Laien der Diözese sowie mit den Mitarbeitern von Bischof Mazzolari traf, die im Pastoraldienst und im Bereich der Evangelisierung tätig sind. Rumbek gehört zu den sudanesischen Diözesen, die lange unter der Isolierung litt, was auch auf pastoraler Ebene schwerwiegende Auswirkungen hatte. „Dank des pastoralen Eifers eures Bischofs und eurer aktiven Zusammenarbeit können nun die ersten Früchte eurer Arbeit geerntet werden“, so der Kardinal, der für den Beitrag zur Entwicklung der Kirche dankte und zur Ausdauer „bei der vollkommenen Hingabe an den Dienst an der Kirche und das Zeugnis vom Auferstandenen Christus“ ermutigte. Insbesondere erinnerte Kardinal Sepe auch an das gemeinsame pastorale Augenmerk für die Zukunft und forderte eine konzertierte Aktion, vor allem, wenn es um die Ausbildung der Pastoralarbeiter und die Verkündigung des Evangeliums geht. (SL) (Fidesdienst, 22/02/2006 - 46 Zeilen, 680 Worte)


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