AFRIKA/ÄGYPTEN - Koptischer Bischof wehrt Kritik am Großimam der Al-Azhar-Universität ab

Mittwoch, 10 Mai 2017 ostkirchen   islam   dialog   dschihadisten  

Radio Vaticana

Kairo (Fides) – Nach der Internationalen Friedenskonferenz und dem herzlichen Empfang für Papst Franziskus steht die sunnitische Al-Azhar-Universität im Mittelpunkt einer polemischen über die Beziehungen des Islam zur Modere, die auch in den Reihen der eigenen Führungsriege stattfindet.
Der Präsident der Universität Scheich Ahmed Hosni Taha hatte in einer Fernsehsendung den Islamwissenschaftler, Islam al Behairy, als „Abtrünnigen“ bezeichnet, da er die Grundlagen des islamischen Gesetzes in Frage stelle. Behairy hatte die von der Universität veranstaltete Friedenskonferenz als “Komödie” bezeichnet. Bereits in der Vergangenheit hatte er Kritik an der sunnitischen Universität geübt, die er als Bastion veralteter Denkweisen bezeichnete. Es folgte eine polemische Debatte in deren Rahmen auch daran erinnert wurde, dass Behairy bereits wegen Beleidigung des Islam zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war und die Strafe auf ein Jahr reduziert wurde und er schließlich vom Präsidenten begnadigt worden war.
In die Debatte schaltete sich schließlich auch der Großimam der Al-Azhar-Universität Ahmed al Tayyi ein, der den Präsidenten Taha entlassen ließ und in ad interim durch den Dekan der Fakultät für Arabisch, Mohamed al Maharasawy, ersetzte. Der stellvertretende Präsident der Universität Scheich Mohamed Mahmud Abu Hashim will unterdessen rechtliche Schritte gegen den Beschluss des Großimams unternehmen, weil nicht er sonder Maharasawy zum interims-Präsidenten ernannt wurde. Am 8. Mai erklärten sich akademische Mitarbeiter der Universität solidarisch mit den Forderungen des stellvertretenden Präsidenten.
Das Ganze kann auch als Reaktion auf Spannungen in den Reihen der akademischen Führungsriege der Universität gesehen werden, die entstanden nachdem Präsident Abdel Fattah al Sisi die angesehene sunnitische Bildungseinrichtung mehrmals aufgefordert hatte, entschlossener dschihadistische Auslegungen des Koran vorzugehen.
Zu der Debatte äußerte sich schließlichz auch der koptisch-orthodoxe Bischof Paula von Tanta. In einem Interview betonte der Bischof, in dessen Diözese am Palmsonntag ein Anschlag gegen Christen verübt wurde, dass die Annahme, dass die Al-Azhar-Universität mit Strömungen in Verbindung gebracht werden kann, aus denen sich die dschihadistische Ideologie speist schlichtweg falsch sei. In diesem Zusammenhang lobte er die von der sunnitischen Universität organisierte Friedenskonferenz und würdigte den Großimam Imam Ahmed al Tayyib für dessen achtsamen Führungsstil. (GV) (Fides 10/5/2017).


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