AFRIKA/SÜDSUDAN - Panik nach Gerüchte über den angeblichen Tod des Präsidenten: Kiir dementiert durch TV-Auftritt

Donnerstag, 13 Oktober 2016 bewaffnete gruppen   massaker  

Juba (Fides) - “Am gestrigen 12. Oktober war die Lage in Juba sehr angespannt”, so Beobachter aus der Hauptstadt des Südsudan im Gespräch mit Fides, “Die sozialen Netzwerke verbreiteten Gerüchte über den Tod von Präsident Salva Kiir, was zu Panik unter der Bevölkerung führte. Einige verließen ihre Wohnungen oder Geschäfte, was von kriminellen Banden zu Plünderungen genutzt wurde. Glücklicherweise konnte die Polizei den Plünderern Einhalt gebieten“.
Salva Kiir dementierte die Gerüchte durch einen Auftritt im Fernsehen. Die Regierung versuchte die Lage zu beruhigen, indem sie erklärte, es handle sich um eine Initiativen der krimineller Bande, die die Panik für Plünderungen ausnutzen wollten. “Diese Version ist sehr bequem”, so der Beobachter. “Die Episode sollte jedoch vielmehr in den Kontext des Machtkampfs um das Amt des Präsidenten eingeordnet werden. Dabei geht es nicht um den ehemaligen stellvertretenden Präsidenten Riek Machar, der sich auf der Flucht befindet und sich nicht in Juba aufhält, sondern um Personen aus dem Umkreis von Salva Kiir. In den Reihen des Regierungsbündnisses gibt es eine tiefe Spaltung. Die Mitarbeiter von Kiir, größtenteils Militärs, wollen die gesundheitlichen Probleme des Präsidenten ausnutzen, um an die Macht zu gelangen. Fakt ist, dass der Präsident ein gewisses Alter hat und sein Gesundheitszustand nicht gut ist, obschon man nicht genau weiß, um welche Krankheiten es sich handelt”.
“Wir müssen bedenken”, so der Beobachter, “dass die sozialen Netzwerke inzwischen auch im Südsudan weit verbreitet sind, und sich dazu eignen, solche Gerüchte in Umlauf zu bringen. Diese Medien werden eingesetzt wie Waffen, wenn es darum geht, Hassbotschaften zu verbreiten. Vor einem Monat wurde berichtet, das Riek Machar tot sein soll”.
Nach dem Scheitern der Friedensvereinbarungen, die den im Dezember 2013 ausgebrochenen Bürgerkrieg beenden sollten, sahen sich Machar und seine Anhänger zur Flucht gezwungen. Doch auch der Krieg im Südsudan hat verschiedene Fronten. “Zuletzt kam es zu Konflikten im Süden im Staat Equatoria, wo in der vergangenen Woche 200 Menschen wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit getötet wurden“, berichtet der Beobachter “In den vergangenen Jahren wurden vor allem die Stämme der Nuer und der Shillouk Opfer von Übergriffen, während die Rebellen gegen die Dinka, den Stamm des Präsidenten vorgehen, womit sie sich für die Gräueltaten der Armee zwischen 2015 und 2016 rächen wollten”.
“Die Gefahr eines Genozids ist groß”, so der Beobachter abschließend. „Der Präsident hat durch seinen Auftritt im Fernsehen verhindert, dass es zu massiven ethnischen Massakern kam. Doch was wird künftig geschehen?”.
(L.M.) (Fides 13/10/2016)


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