ASIEN/TÜRKEI - Präsidium für Religionsangelegenheiten: Gülen nutzte intereligiösen Dialog für “finstere Interessen”

Donnerstag, 6 Oktober 2016 internationale politik   sektierertum   dialog  

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Ankara (Fides) – Im Rahmen der Kampagne der türkischen Regierung gegen die Gülen-Bewegung im Zusammenhang mit dem Putschversuch am vergagenen 15. Mai wird nun auch das Zweite Vatikanische Konzil und die Öffnung der Katholischen Kirche für den Dilaog mit anderen Religionen relevant.
Das Präsidium für Religionsangelegenheiten, das dem Ministerpräsidenten untersteht, ließ ein Dossier über die Aktivitäten Gülens und der von ihm geleiteten Hizmet-Bewegung anfertigen lassen, aus dem hervorgeht, dass die Gülen-Bewegung den interreiligösen Dialog mit christlichen Kirchen und Gemeinden dazu nutzte, um die eigenen Machtinteressen voranzubringen. “Das Projekt des intereligiösen Dialogs auf der Grundlage der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils”, heißt es in dem Dossier, “nutzte Gülen für die Organisation nationaler und internationaler Veranstaltungen, wobei er euf der einen Seite seine Beziehungen zur christlichen Kultur stärkte und auf der anderen Seite seiner Organisation eine Akkreditierung in westlichen Ländern ermöglichte. Auf diese Weise konnte er sein Hauptbüro in Pennsylvania einrichten und zahlreiche westliche Länder öffenten der Organisation ihre Pforten“.
Das Dossier, das in der Türkei veröffentlicht wurde, entspricht der seit lanbem von der regierungsnahen türkischen Presse auf den Weg gebrachten Kampagne gegen Fethullah Gülen, in deren Rahmen Gülen und die Hizmet-Bewgung bereits als „trojanisches Perd des Vatikans“ bezeichnet und des Komplotts verdächtigt wurden.
Anfang August (vgl. Fides 10/8/2016), hatte der Journalist Mine Kirikkanat auf den Seiten der Tagszeitung “Cumhuriyet” an das Treffen zwischen Fethullah Gulen und Johannes Paul II. im Februar 1998 erinnert und dabei sogar vermutet, dass Fethullah Gulen (den sich der Journalist als „kirchentreuen Imam” vorstellt) sogar von dem am 2. April 2005 verstorbenen polnischen Papst zum Kardinal „in pectore”, der dies bis zu seinem Tod geheim hielt.
Die Neuheit des Dossiers betsteht darin, dass eine Verbindung zwischen den staatsfeindlichen Aktivitäten Gülens und den Initiativen des interreligiösen Dialogs nun von einer institutionellen Einichtung hergestellt wird. Das Präsidium für Religionsangelgenheiten (Diyanet İşleri Başkanlığı) untersteht dem Amt des Premierministers und wurde 1924 auf der Grundlage des Artikels 136 der Verfassung der türkischen Republik eingerichtet.
Das Präsidium, das kurz „Diyanet“ genannt wird, ist jedoch nur für den sunnitischen Islam und nicht für die religiösen Minderheiten in der Türkei zuständig: es teilt den Moscheen den jeweiligen Imam zu und verfasst Freitagspredigten. In den Vergangenen fünfzehn Jahren gewann das Büro jedoch zunehmend an Bedeutung. Von 2003 bis 2013 wurden das Budget und das Personal verdoppelt und der Zuständigkeitsbereich auf die Zusammenarbeit mit anderen Ministerien ausgeweitet.
(GV) (Fides 6/10/2016).


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