ASIEN/JORDANIEN - Erzbischof Lahham verurteilt Mord an Nahed Hattar: “Es gibt kein religiöses Motiv”

Montag, 26 September 2016 gerechtigkeit   sektierertum   blasphemie  

vita.org

Amman (Fides) – Der brutale Mord an dem jordanischen Aktivisten Nahed Hattar, der gestern in Amman vor dem Eingang des Gerichts getötet wurde, ruft auch unter den Katholiken in Jordanien Abscheu und Trauer hervor. Erzbischof Maroun Lahham verurteilt im Namen der katholischen Glaubensgemeinschaft das grausame Verbrechen, für das es jedoch seiner Ansicht nach kein religiöses Motiv gibt. “Auslöser”, so Erzbischof Lahham, “sind politische und ideologische Faktoren. Es gibt kein Religiöses Motiv”. Dies betont auch das Patriarchalvikariat, das betont, dass die “politische und ideologische Differenzen mit den Instrumenten des Dialogs und der Konfrontation gelöst werden müssen und nie zu Tod und Blutvergießen führen sollten”.
Das Vikariat ruft auch den “Allmächtigen” an, damit dieser das geliebte Jordanien vor jeglicher Absicht schützt, die darauf abzielt die Einheit des Landes zu gefährden und damit das Land unter der Leitung Seiner Majestät König Abdullah II. Ibn al Hussein gestärkt werden möge”. Außerdem bringt das Vikariat den Angehörigen des Ermordeten das eigene Beileid zum Ausdruck.
Nahed Hattar war Sohn einer katholischen Familie, selbst jedoch nicht gläubig. Bereits als Student war er für seine äußerst kritischen linken Positionen bekannt. In der Vergangenheit musste er wiederholt seine Meinung vor Gericht verteidigen, war er auch der Verleugnung der haschemitischen Monarchie angeklagt worden.
Im August war der 56jährige Aktivist bei Gericht vorgeladen worden, weil er auf facebok eine Karikatur mit dem Titel “der Gott des Islamischen Staates” geteilt hatte, das einen bekanntes Mitglied des Islamischen Staates zeigt, der vor kurzem bei einem US-amerikanischen Luftangriff ermordet wurde, und sich im Paradies mit zwei Frauen vergnügt und Gott auffordert, ihm ein Glas Wein zu servieren. Das Teilen des Posts hatte zu heftigen Reaktionen in den sozialen Medien geführt, die auch auf die christliche Identität Hattars anspielt. Darauf hatte er geantwortet er sein „nicht gläubig“, während islamistische Gruppen von den zivilen Behörden forderten, dass er gerichtlich verfolgt werden sollte, weil die Verbreitung dieses Materials die nationale Einheit untergrabe.
Deshalb wurde schließlich am 12. August ein Haftbefehl gegen Hattar erlassen. Die Anklage lautete “Verbreitung von Material, dass religiöses Empfinden beleidigt”. Gestern sollt vor Gericht eine Verhandlung in diesem Prozess stattfinden, als ein mit einer Thobe (muslimische Männergewand) gekleideter bärtiger Mann auf den Treppen vor dem Gericht ihn mit drei Schüssen tötete.
Die Ergebnisse der Parlamentswahl der vergangnen Woche (vgl. Fides 24/9/2016) bestätigen die Rückkehr des politischen Zweiges der Muslimbrüder in Jordanien “Islamische Aktionsfront” in das Parlament: sie erhielten 15 der insgesamt 130 Sitze, nachdem die islamistischen Parteien die Wahlen in den Jahren 2010 und 2013 boykottiert hatten. Es handelt sich dabei um einen eher kompakten und gut organisierten Block, während die anderen Kandidaten, die ins Parlament gewählt wurden größtenteils Clans oder Stämme vertreten, deren einzige Gemeinsamkeit, die Unterstützung der Monarchie ist. “Auf jeden Fall”, so Erzbischof Lahham “ist es nicht gesagt, dass islamistische Abgeordnete eine frontale Oppositionsposition gegenüber der politischen Zusammensetzung in Jordanien übernehmen: Vertreter, die eine fanatische Position vertreten wurden nicht gewählt und bei denen, die ins Parlament einziehen werden, handelt es sich um kompetente Politiker, die in der Lage sind mit den anderen Abgeordneten und der Regierung auf er Grundlage einer politischen Dialektik zu verhandeln”.
(GV) (Fides 26/9/2016).


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