AFRIKA/ÄGYPTEN - Parlament billigt Gesetz zum Bau von Kirchen: “Es lebe das Kreuz, es lebe der Halbmond”

Mittwoch, 31 August 2016

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Kairo (Fides) – Das ägyptische Parlament verabschiedete bei der Sitzung am gestrigen 30. August das neue Gesetz zum Bau von Kirchen, das bei Beobachtern aus Kreisen der christlichen Kirchen immer noch umstritten ist. Der Vorsitzende des Parlaments Ali Abdel Aal soll nach Angeben der ägyptischen presse bestätigt haben, dass der Gesetzentwurf bei der Sitzung am gestrigen Dienstag mit zwei Dritteln der insgesamt 596 Stimmen gebilligt wurde.
Auf der Grundlage des neuen Gesetzes müssen die Gouverneure der ägyptischen Provinzen innerhalb von vier Monaten auf Bauanträge für christliche Kirchen antworten. Wird die Genehmigung verweigert, muss der Gouverneur diese Entscheidung motivieren und die christlichen Gemeinden können dagegen Berufung einlegen. Das Gesetz legt auch fest, dass “die Fläche der Kirche für die Zahl der Mitglieder der christlichen Gemeinde angemessen sein muss, wobei das voraussichtliche Bevölkerungswachstum in Betracht gezogen werden soll”. Dies kritisieren viele, wegen der ungenauen Formulierung.
Während der friedlichen Abstimmung im Parlament sollen Abgeordnete gerufen haben: “Es lebe das Kreuz, es lebe der Halbmond“. Im Anschluss an die Sitzung soll der Parlamentsvorsitzende Ali Abdel Aal bei einem Telefongespräch mit dem koptisch-orthodoxen Patriarchen Tawadros II. seine Freude über das Abstimmungsergebnis zum Ausdruck gebracht haben.
In den vergangenen Wochen war in vielen christlichen Gemeinden Kritik an dem Gesetzentwurf laut geworden: eine Jugendbewegung bracht sogar eine Unterschriftensammlung auf den Weg, die den Rückzug des Gesetzes forderte. Problematisch seien vor allem die zahleichen Änderungen im Vorfeld der Verabschiedung, die nach Meinung der Kritiker eventuelle Manöver zur Boykottierung von Bauvorhaben ermöglichten. Kritik wird insbesondere an einem Artikel geübt, der vorschreibt, dass die Baugenehmigung von den Gouverneuren “in Absprache mit den zuständigen Behörden“ getroffen werden muss. Dies ermögliche, dass Bauvorhaben unter dem Vorwand der öffentlichen Sicherheit vor allem in Gebieten mit sektiererischen Konflikten verhindert werden können.
Die koptisch-orthodoxe Kirche hatte dem Gesetzentwurf am vergangenen 24. August zugestimmt. Was bestimmte Bestimmungen im Hinblick auf die Zustimmung der Sicherheitskräfte anbelangt, so der koptisch-katholische Bischof Antonios Aziz Mina von Guizeh, in den vergangenen Tagen, “soll das koptische Patriarchat eine mündliche Zusage erhalten haben, dass diese Bedingung nicht strikt angewandt werden wird“. Das neue Gesetz sollte ursprünglich das bisher geltende “Decreto Hamayoni” ersetzen, das auf die osmanische Zeit zurückgeht und den Bau von Kirchen in Ägypten regelt. Auf der Grundlage dieser Bestimmungen gibt es beim Bau von Kirchen Vorschriften, die nicht für den Bau von Moscheen gelten, wie zum Beispiel das Bauverbot in der Nähe von Schulen, Kanälen, Regierungsgebäuden, Eisenbahnlinien oder Wohngebieten. In vielen Fällen führte die strikte Umsetzung dieser Bestimmungen dazu, dass keine Kirchen in von Christen bewohnten Gegenden insbesondere in Oberägypten gebaut werden durften.
(GV) (Fides 31/8/2016)




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