AFRIKA/LIBERIA - Die Menschen in Liberia freuen sich auf den Amtsantritt der neuen Präsidentin und sind sich dabei der Schwierigkeiten bewusst, die es zu überwinden gilt

Freitag, 13 Januar 2006

Monrovia (Fidesdienst) - Sie sind etwa 25 Jahre alt und haben die Hälfte ihres Lebens als Flüchtlinge in einem anderen Land verbracht: dies ist der Durchschnittseinwohner Liberias, wo am Montag, den 16. Januar, die vor kurzem in dieses Amt gewählte neue Staatspräsidentin Ellen Jo0hnson-Sirleaf ihr neues Amt antreten wird. „Die Wiedereingliederung hunderttausender Flüchtlinge, die das Land während der Jahre des Bürgerkriegs verlassen haben, gehört zu den wichtigsten Problemen, mit denen sich die neue Staatspräsidenten auseinandersetzen werden muss“, so Pater Mauro Armanino, der als Missionar der Gesellschaft der Afrikamissionen in der liberianischen Hauptstadt lebt und arbeitet.
„Ich habe einen Jungen bei mit, dessen Mutter 1991 zuerst nach Sierra Leone flüchtete, und als dort auch der Bürgerkrieg ausbrach, in Guinea Zuflucht suchte, wo sie heute noch lebt“, so der Ordensmann. „Ich weiß auch von Menschen, die nach Liberia zurückgekehrt sind und heute in den Aufnahmelagern in der Umgebung von Monrovia leben“, so der Missionar weiter.
Die neue Präsidentin steht also vor einer schwierigen Aufgabe, doch sie hat bereits ein erstes positives Ergebnis erzielt: sie hat den durch die langen Jahren des Krieges entmutigten Bürgern des Landes wieder Hoffnung geschenkt. „Das Land wird erwartet die Amtsübernahme des neuen Staatsoberhauptes mit Freude und einem gewissen Stolz“, so Pater Armanino. „Vor allem die Frauen sind stolz darauf, dass Frau Johnson-Sirleaf die erste Frau im Amt eines Staatsoberhauptes in Afrika ist und zudem durch freie und demokratische Wahlen in dieses Amt gewählt wurde. Ein Ergebnis, dass in einem Land, das bis vor kurzem nur für die Schrecken des Bürgerkriegs bekannt war, nicht unterbewertet werden sollte.“
„Das Klima ist sehr freudig“, so der Missionar. „Bereits am Samstag, den 14. Januar, werden die dreitägigen Feiern zur Amtseinführung beginnen, die mit einer kulturellen Veranstaltung im Sportstadium von Monrovia eröffnet werden, bei der unter anderem traditionelle Tänze und Gesänge auf dem Programm stehen. Dies soll auch dazu beitragen, dass die Menschen sich auf die eigenen Wurzeln und Traditionen besinnen, die der Bürgerkrieg zum Teil zerstört hat“.
Am Sonntag, den 15. Januar, wird Frau Johnson-Sirleaf am Morgen an einer methodistischen Messe teilnehmen und sich am Nachmittag bei einem Treffen mit den Frauen mit deren Problemen und der Zukunft des Landes befassen. Am Montag, den 16. Januar wird die offizielle Zeremonie zur Amtseinführung stattfinden, zu der zahlreiche internationale Delegationen erwartet werden.
„Die Ankunft zahlreicher Vertreter aus dem Ausland, darunter auch die amerikanische Außenministerin Condoleeza Rice, bereiteten den einheimischen Sicherheitskräften etwas Kopfzerbrechen, doch sie erhielten bereits Unterstützung aus dem Ausland“, so der Missionar.
„Mit der Amtseinführung der neuen Staatspräsidentin geht die zweijährige Überganszeit zu Ende, die das Land auf die Wahlen vorbereiten sollte“, so Pater Armanino. „Es handelte sich um eine Zeit mit Licht- und Schattenseiten. Positiv war die Rückkehr zu einem gewissen Grad der Sicherheit und zu einem sehr relativen Wohlstand, zumindest für diejenigen, die bei den verschiedenen Nichtregierungsorganisationen und Einrichtungen der Vereinten Nationen Arbeit gefunden haben. Auf der anderen Seite gibt es immer noch strukturelle Mängel. Viele Teile des Landes und auch in Teilen der Hauptstadt Monrovia gibt es weder Elektrizität noch Wasser. Tausende Wohnungen sind zerstört, auch wen viele Menschen versuchen die eigenen Wohnungen wieder aufzubauen.“
„Der Weg von Staatspräsidentin Johnson-Sirleaf kann also nur aufwärts gehen. Sie ist dabei auf jeden fall international bekannt und kennt selbst die internationale Staatengemeinschaft sehr gut. Dies kann von Vorteil sein, wenn es um internationale Hilfe und Auslandsinvestitionen geht. Ich hoffe, dass sie ihrem Amt gewachsen sein wird und die Bevölkerung beim Entscheidungsprozess über die Zukunft des Landes nicht ausschließen wird“, so der Missionar abschließend. (LM) (Fidesdienst, 13/01/2006 - 51 Zeilen, Worte)


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