ASIEN/SYRIEN - Syrisch-katholischer Bischof bezeichnet Anerkennung des Genozids gegen Christen als “geopolitische Operation” der USA

Freitag, 18 März 2016 internationale politik  

Radio Vaticana

Hassakè (Fides) – Die Anerkennung der vom Islamischen Staat gegen Christen verübten Gewalt als “Genozid” sei eine “geopolitische Operation” der Vereinigten Staaten, “die Definition des Begriffs des Genozids zu eigenen Zwecken instrumentalisiert” so der syrisch-katholische Erzbischof Jacques Behnan Hindo von Hassakè-Nisibi in einem Kommentar zu der gestern vom US-amerikanischen Außenminister John Kerry abgegebenen Erklärung, der damit den Forderungen US-amerikanische Politiker nachkam, die für die die verschiedenen Formen der Gewalt und Unterdrückung des Islamischen Kalifats gegenüber Christen und andere Minderheiten die Definition eines „Völkermords“ verlangten.
“Meiner Meinung nach”, so Kerry wörtlich, “ist der Islamische Staat verantwortlich für den Genozid an verschiedenen Gruppen in von ihm kontrollierten Gebieten, darunter auch Jesiden, Christen und schiitische Muslime. Der IS definiert sich selbst als “Völkermörder, aufgrund der Ideologie und der Taten, des Glaubens und des Handelns”.
Nach Ansicht von Erzbischof Hindo, der im besonders gemarterten Nordosten Syriens tätig ist, “soll die Anerkennung des Genozids das licht der Scheinwerfer auf den IS lenken und damit die historischen und politischen Prozesse verdunkeln, die zu der Entstehung dieses dschihadistischen Monstrums geführt haben, angefangen bei dem Krieg in Afghanistan gegen die sowjetische Armee durch die Unterstützung islamistischer Gruppen. Es sollen alle Faktoren ausgelöscht werden, die zur Entstehung des IS führen konnten, während noch bis vor kurzem Druck auf die Türkei und Saudi-Arabien ausgeübt wurde, damit die al-Nusra sich von Al Kaida distanziert und deren eventuelle Unterstützung als gemäßigte Rebellen möglich gewesen wäre“.
Die Anerkennung des Völkermords gegen Christen solle wahrscheinlich angesichts der zunehmenden Beliebtheit Russlands im Nahen Osten auch das Ansehen der USA stärken: “Das russische Eingreifen in Syrien”, so der Erzbischof, “führte ließ das Ansehen Moskaus bei weiten Teilen der Völker im Nahen Osten wachsen, nicht nur unter Christen. Mächtige Kreise in den USA fürchten sich davor und geben sich als Beschützer der Christen. Es scheint, als ob wir in das 19. Jahrhundert zurückgekehrt wären, als die Christen im Nahen Osten noch Gegenstand geopolitischer Operationen zur Ausweitung der Einflusssphäre in der Region waren”. Doch Christen seien nicht die einzigen Opfer: “Diese Irren töten Schiiten, Alawiten und Sunniten, die sich ihnen nicht unterordnen. Von den 200.000 Opfern des Syrienkonflikts handelt es sich nur bei einem kleinen Teil um Christen. In gewissen Fällen wird Christen sogar die Flucht oder die Zahlung eines Schutzgeldes angeboten, während es für Nichtchristen nur den Tod gibt”.
(GV) (Fides 18/3/2016).


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