ASIEN/BANGLADESCH - Radikaler Islamismus: Regierung warnt vor der Gefahr, Kirche bittet um vorsichtiges Verhalten

Samstag, 10 Dezember 2005

Dhaka (Fidesdienst) - Die Regierung in Bangladesch warnt offiziell vor der Gefahr des islamischen Extremismus und der Bedrohung durch Selbstmordattentate, deren potentielle Täter „größtenteils in den islamischen Madrase-Schulen ausgebildet wurden“. Nachdem es im August dieses Jahres und in den nachfolgenden Monaten einige Attentate gegeben hatte, bezeichnet die Regierung den radikalen Islamismus nun als „wahre Herausforderung für das Land“, so der Innenminister Lutfuzzaman Babar. Die Regierung hatte lange Zeit dazu tendiert, die Präsenz islamischer Extremisten im Land zu bagatellisieren.
Zu den jüngsten Stellungnahmen von Regierungsvertretern kam es bei einer Protestkundgebung der Bürger des Landes gegen den Terrorismus, nachdem es am 9. Dezember zu zwei weiteren Attentaten gekommen war. Zwei Sprengstoffattentate wurden im Verwaltungsbezirk Netrokana nördlich von Dhaka verübt. Bei den Sprengstoffanschlägen starben 8 Menschen und 45 wurden verletzt. Nach aussage der Ermittler wird die islamische Jamaat-ul-Mujahideen-Organisation verdächtigt. Verschieden muslimische Religionsführer verurteilten unterdessen die Attentate und bezeichneten sie als „Widerspruch zum Islam“, wobei sie die Menschen aufforderten, nach dem Freitagsgebet auf den Straßen und Plätzen des Landes zu protestieren. In weniger als vier Wochen kam es in Bangladesch zu vier Selbstmordattentaten. „Der Islam verbietet Selbstmordattentate. Die Attentäter sind Feinde des Islam und wir müssen die Kräfte des Bösen gemeinsam bekämpfen“, so der Imam Maolana Obaidul Haq, Leiter der Baitul Mukkaram-Moschee, eine der rund 300.000 Moscheen des Landes.
Unterdessen bat die Ortskirche die Gläubigen, Priester und Missionare um höchste Vorsicht bei der Verrichtung ihrer alltäglichen Tätigkeiten. Die Bischöfe weisen in diesem Zusammenhang auf eine anti-westliche Kampagne der islamischen Extremisten hin, deren Zielscheibe auch christliche Gemeinden werden könnten: deshalb bitten sie um vorsichtiges Verhalten, um jede Art der Provokation zu vermeiden. Im September dieses Jahres hatten christliche Religionsführer in Bangladesch in einem Schreiben an Premierminister Khaleda Zia um größeres Engagement der Regierung zum Schutz und für die Sicherheit der Bevölkerung gebeten.
Von den rund 140 Millionen Einwohnern Bangladeschs sind 85 Muslime. Die Christen lieget unter eins prozent der Bevölkerung aus (darunter 280.000 Katholiken). Das Land gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und ist damit ein fruchtbarer Nährboden für den islamischen Fundamentalismus. (Fidesdienst, 10/12/2005 - 35 Zeilen, 349 Worte)


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