ASIEN/INDOSIEN - BISCHOF SITUMORANG, SEKRETÄR DER INDONESISCHEN BISCHOFSKONFERENZ: „DIE MENSCHEN HABEN ZWAR ANGST VOR TERRORISMUS, DOCH SIE SORGE BEREITEN IHNEN VOR ALLEM WIRTSCHAFTLICHE PROBLEME, ARBEITSLOSIGKEIT UND AMRUT“

Donnerstag, 11 September 2003

Padang (Fidesdienst) – „Dieses Jahr ist die Situation am Jahrestag des 11. September in Indonesien relativ ruhig: die Menschen haben zwar nach den Anschlägen vom letzten Jahr Angst vor dem Terrorismus, doch in Wirklichkeit beschäftigen sich ihre Gedanken vielmehr mit dem Kampf um das eigene alltägliche Überleben und um ihre grundlegenden Bedürfnisse“, so der Sekretär der Indonesischen Bischofskonferenz Bischof Martinus Situmorang von Padang im Gespräch mit dem Fidesdienst.
„Das Hauptanliegen der indonesischen Bevölkerung“, so der Bischof gegenüber dem Fidesdienst, „ist die Wirtschaftskrise: galoppierende Arbeitslosenraten, steigende Inflation, sinkende Kaufkraft niedrige Gehälter und viele Familien, die kaum überleben können. Aus diesem Grund haben sich die Menschen dieses Jahr nicht viele Gedanken um den 11. September gemacht. Politiker und Medien äußerten sich zwar besorgt, doch die Menschen scheinen sich davon nicht beeindrucken zu lassen, wenn die alltäglichen Probleme auf ihnen lasten. Auch den terroristischen Gruppen, die Laufe des vergangenen Jahres Angriffe auf das Land verübt haben, wird keine allzu große Aufmerksamkeit geschenkt“.
Nach Ansicht des Bischofs sollte die Gefahr jedoch nicht unterbewertet werden: „Es besteht tatsächlich Gefahr: dies zeigen die Fakten, die Bombenanschlägen im vergangenen Jahr haben zahlreiche Opfer gefordert. Es gibt den organisierten Terrorismus, deshalb ist ein gewisses Maß an Sorge sicher gerechtfertigt. Doch die Regierung hat mit den jüngsten Prozessen und Urteilen gegen die Verantwortlichen dieser Attentate Entschiedenheit und Mut im Kampf gegen den Terrorismus unter Beweis gestellt.“
Nach Ansicht von Bischof Situmorang können Religionsführer in der gegenwärtigen Phase einen wichtigen Beitrag leisten: „Alle Religionsführer arbeiten weiterhin im Rahmen des „National Moral Movement“ zusammen. Unsere Aufgabe ist es, muslimische, christliche, buddhistische und hinduistische Gläubige dazu aufzufordern, sich nicht provozieren zu lassen und Probleme nicht auf eine Frage des religiösen Konflikts zu reduzieren. Dies gilt für die nationale wie für die Internationale Ebene. Die Herausforderungen sind komplex und deshalb darf man sie nicht auf eine Auseinandersetzung zwischen Islam und Christentum reduzieren, denn Armut und Unwissen sind ein fruchtbarer Boden für den Terrorismus. Diese Frage stellt uns vor die Herausforderung des Aufbaus einer Welt, die auf den Prinzipien der Achtung von Menschenwürde, sozialer Gerechtigkeit und Chancengleichheit gründet.“, so Bischof SitumOrang abschließend.
Der indonesischen Geheimdienst hatte vor erneuten Terroranschlägen gewarnt. Nach den Anschlägen auf das Hotel Marriott in Jakarta am 5. August dieses Jahres und in Bali im Oktober 2002 waren die Ermittlungen des Sicherheitsdienstes intensiviert worden. (PA) (Fidesdienst, 11/9/2003 – 40 Zeilen, 410 Worte)


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