EUROPA/ITALIEN - Konferenz zur „Ekklesiologie des Scalabrini“ zum Abschluss der Feiern zum hundertsten Todestag des „Vaters der Migranten“

Freitag, 11 November 2005

Piacenza (Fidesdienst) - Zum Abschluss der Feiern zum hundertsten Todestag des seligen Giovanni Battista Scalabrini (1839-1905) findet im Mutterhaus der Scalabrini Missionare in Piacenza eine Konferenz zum Thema „Ekklesiologie des Scalabrini“ statt. Die Veranstaltung begann am 9. November mit den Ansprachen des Generalvikars der Kongregation der Scalabrini Missionare, Pater Gaetano Parolin, des Assessors für Sozialpolitik der Stadtverwaltung von Piacenza, Leonardo Mazzoli und des Bischofs von Piacenza, Luciano Monari. Am Morgen des 10. November befassten sich rund 120 Teilnehmer, darunter zahlreiche Historiker und Wissenschaftler, mit dem Thema „Ekklesiologie und Spiritualität des Scalabrini im historisch-theologischen Kontext am Ende des 19. Jahrhunderts“. Dabei wurden drei geographische Gebiete in Betracht gezogen, die weit voneinander entfernt sind: Europa, Brasilien und Vereinigte Staaten, ein Zeichen dafür, dass die pastorale Fürsorge Scalabrinis für die Migranten ihn unvermeidlich dazu führte, dass er seinen Horizont auf verschiedene Kontinente ausweitete.
Professor Giacomo Canobbio, der als Dozent für systematische Theologie an der Theologischen Fakultät Norditalien und am Priesterseminar in Brescia unterrichtet, beschrieb in seinem Beitrag die Ekklesiologie des zu Ende gehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. In Europa, in das der Handlungsgedanke von Giovanni Battista Scalabrini eingeordnet werden muss. Professor José Oscar Beozzo, Dozent für Kirchengeschichte an der Katholischen Universität Sao Paolo, erläuterte in seinem Beitrag den tiefen Wandel, der in den Jahren zwischen 1850 und dem Beginn des 20. Jahrhunderts die Situation in Brasilien unter sozialen, politischen, kulturellen und religiösen Gesichtspunkten kennzeichnete. Vor allem die Abschaffung des Sklaventums führte dazu, dass die Sklaven durch Zuwanderer aus anderen geographischen Gebieten ersetzt wurden: vier Millionen Menschen aus Europa und aus dem Mittleren und Fernen Osten. Die ersten Missionare, die von G.B. Scalabrini entsandt wurden, brachten die seelsorgerische Betreuung unter den italienischen Auswanderern in den südbrasilianischen Kaffeeplantagen und bei den Arbeiterversammlungen in den Städten auf den Weg.
Ein weiteres Hauptziel der italienischen Auswanderer waren die Vereinigten Staaten, in die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem Zuwanderer aus vorwiegend katholischen Ländern strömten. Professor Edward Stibili von der Fakultät für Geschichte des „Calumet College of St. Joseph“ in Whiting (Indiana) erläuterte die Position der nordamerikanischen Bischöfe gegenüber den italienischen Einwanderern, die als „Problem“ betrachtet wurden, weil sie offenbar der Religion gleichgültig gegenüber standen und damit eine leichte Beute für das Abwerben von Gläubigen seitens der Protestanten waren. Auch wenn die Entfernung vom Glauben eine Tatsache war, kam es in Wirklichkeit nicht zu einer Massenbekehrung der Italiener zum Protestantentum. Trotzdem wurde mit Unterstützung der italienischen Bischöfe und der religiösen Orden Schulen, Pfarreien und Gemeindezentren eingerichtet, die auf die materiellen und geistlichen Bedürfnisse der Italiener ausgerichtet waren: auch in diesem Kontext spielten G.B. Scalabrini und seine Missionare eine wichtige Rolle. (SL) (Fidesdienst, 11/11/2005 - 40 Zeilen, 450 Worte)


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