AFRIKA/LIBERIA - Liberia ist das erste afrikanische Land mit einer Frau im Amt des Staatspräsidenten

Freitag, 11 November 2005

Monrovia (Fidesdienst) - Liberia ist das erste afrikanische Land mit einer Frau als Staatschefin. Ellen Johnson-Sirleaf wurde beim zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen (vgl. Fidesdienst vom 8. November 2005) mit 59,1% der Stimmen in das Amt des Staatsoberhaupts gewählt und gewann damit bei der Stichwahl gegen ihren Konkurrenten, den ehemaligen Fußballspieler George Weah, der nur 40,9% der Stimmen auf sich vereinigte.
„Es handelt sich um ein wichtiges Ergebnis, dass die Reife der liberianischen Wähler unter Beweis stellt“, so ein Missionar aus der liberianischen Hauptstadt Monrovia. „In der Tat haben die Wähler unter zwei Übeln das geringere gewählt. Ellen Johnson-Sireleaf steht zwar mit einigen Kräften in Verbindung, die am Ausbruch des Bürgerkriegs beteiligt waren, der 14 Jahre dauerte, doch sie ist gleichzeitig eine erfahrene Politikerin und in der internationalen Staatengemeinschaft und vor allem in Wirtschaftskreisen und beim Internationalen Währungsfonds sehr bekannt. Weah hatte zwar gute Absichten, wurde jedoch ebenfalls von den ‚Kriegsherren’ angesprochen, die seine Popularität für ihre eigenen Interessen nutzen wollten. Die Liberianer haben es deshalb vorgezogen, ihre Stimme einer Person zu geben, die über genügend Erfahrung verfügt, um das Land in die internationale Staatengemeinschaft einzufügen“.
„Wir hoffen nun, dass die neuen Institutionen sich endlich für das Wohl der Menschen einsetzen“, so der Missionare. „Die Probleme, die es zu lösen gilt, sind sehr groß: muss von Grund auf wiederaufgebaut werden. Man braucht nur daran zu denken, dass Monrovia die einzige Großstadt auf der ganzen Welt ist, in der die Stromversorgung nicht 24 Stunden am Tag funktioniert. Viele Stadtviertel haben seit Jahrzehnten keinen Strom“.
Im ersten Moment hatte Weah die Gültigkeit der Wahl angezweifelt, doch die internationalen Beobachter bestätigten einen korrekten Wahlverlauf. Daraufhin erklärte der ehemalige Fußballer er akzeptiere das Wahlergebnis.
Ellen Johnson-Sirleaf erklärte, sie wolle ihren Konkurrenten an der neuen Regierung beteiligen: „Ich werden ihn persönlich zu Hause besuchen und ihn darum bitten, sich uns anzuschließen. Wir brauchen Menschen wie ihn, die sich ernsthaft für den Aufbau des 14 Jahre lang vom Krieg gemarterten Landes einsetzen wollen. Er ist jung und wird sich noch oft als Kandidat aufstellen lassen können. Jetzt sollte er erst einmal ein wenig politische Erfahrung sammeln“.
Mit den Präsidentschafts- und Parlamentwahlen, die die beteiligten Parteien in den Friedensvereinbarungen des Jahres 2003 festlegten, geht eine schmerzliche Zeit der liberianischen Geschichte zu Ende, die von einem 14jährigen Bürgerkrieg gekennzeichnet war, bei dem rund 250.000 Menschen starben und hunderttausende ihre Heimat verlassen mussten. (LM) (Fidesdienst, 11/11/2005 - 34 Zeilen, 405 Worte)


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