ASIEN/IRAK - 12 JAHRE WIRTSCHAFTSEMBARGO HABEN DIE MENSCHEN IM IRAK ARM GEMACHT, DOCH HEUTE BLICKEN WIR ZUVERSICHTLICH IN DIE ZUKUNFT“, SAGT P.NIZAR, SYRISCHER PRIESTER AUS NINVE, IN EINEM APPELL FÜR DIE IRAKISCHEN CHRISTEN

Freitag, 9 Mai 2003

Bagdad (Fidesdienst) – „Infolge des 12jährigen internationalen Wirtschaftsembargos sind die Menschen im Irak sehr arm geworden“, so Pfarrer Nizar Semaan, ein syrischer Priester aus der Diözese Ninive, gegenüber dem Fidesdienst in einem Kommentar zur Wirtschaftslage im Irak.
„In den vergangenen 12 Jahren hat vor allem die Mittelschicht und die ärmeren Bevölkerungsteile gelitten, die im Lauf der Jahre extrem arm geworden sind.“
Unter den vom Embargo am meisten betroffene Kategorien nenn Pfarrer Nizar: „Rentner, Beamte und Arbeiter, die sich zum Beispiel nur alle zwei Wochen ein Fleischgericht leisten konnten“
Nach Ansicht des Pfarrers aus Ninive „liegt diese Zeit hinter uns“, weshalb man an die Zukunft denken sollte. „Es ist unter den Christen nicht üblich, dass sie der Vergangenheit nachtrauern; wir richten den Blick im Allgemeinen nach vorne, denn wir verlieren nie die Hoffnung. Aus diesem Grund wünsche ich mir, dass das Bewusstsein der internationalen Staatengemeinschaft bald erwacht, und man den Menschen im Irak hilft.“
P. Nizar beschreibt die gegenwärtige Lage wie folgt: „Rentner und Beamte, die vorher ein festes Einkommen hatten, wurden in den vergangenen zwei Monaten nicht bezahlt; man kann sich vorstellen, wie dramatisch ihre Lage zur Zeit ist. Man sollte auch berücksichtigen, dass die Familien im Irak sehr groß sind und mit einem Einkommen meistens viele Menschen ernährt werden. Arbeiter (rund 40% der Bevölkerung) haben bereits seit drei Monaten vor Kriegsbeginn nicht mehr gearbeitet“.
Zur Situation der irakischen Christen erklärt Pfarrer Nizar: „In den kleinen christlichen Dörfern um Mossul wurde eine außergewöhnliche Solidarität unter Beweis gestellt. Die Christen teilen alles miteinander, was sie haben, damit es allen ein würdiges Leben ermöglicht wird. Die Caritas spielt dabei eine wichtige Rolle im ganzen Land, denn sie unterstützt durch ihre Koordinierung diese spontane Hilfe“.
In einem Appell bittet Pfarrer Nizar um Hilfen für die irakischen Bevölkerung: „Ich bitte die Christen auf aller Welt und insbesondere kirchliche Organisationen um Hilfe für die irakischen Christen. Wenn nötig, bin ich auch bereit Hilfstransporte in die von Christen bewohnten Dörfer persönlich zu begleiten. Es ist wichtig, dass die Christen in einem so schwierigen Moment die Unterstützung ihrer Brüder und Schwestern im Ausland spüren.“
Bezeichnend für die schwierigen Lebensumstände, unter denen die Menschen im Irak gegenwärtig leiden ist auch die Gefahr einer Cholera-Epidemie, die in der zweitgrößten irakischen Stadt Bassra derzeit besteht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden allein 90% der täglich 200 in das Kinderkrankenhaus der Stadt eingelieferten kleinen Patienten an Durchfall. Die Weltgesundheitsorganisation beklagt in diesem Zusammenhang auch die prekäre Situation der Krankenhäuser. Insbesondere Analyselabors können nur eingeschränkt funktionieren, nachdem fast alle Geräte geplündert wurden.(LM) (Fidesdienst 9/5/2003 – 41 Zeilen, 451 Worte)


Teilen: