AFRIKA/LIBERIA - „Wählt Politiker, die in der Lage sind, unserem Land eine Zukunft zu geben“. Liberianische Bischöfe am Tag der ersten Wahl nach Ende des Bürgerkriegs

Dienstag, 11 Oktober 2005

Monrovia (Fidesdienst) - „Die Stimmabgabe ist ein grundlegendes Recht, das frei und nach eigenem Gewissen ausgeübt werden muss, damit es wirklich wirkkräftig ist“, so die liberianischen Bischöfe in einem Dokument mit dem Titel „Die Herausforderung Liberianer zu sein“. Am heutigen 11. Oktober sind 1,35 Millionen liberianische Staatsbürger aufgerufen ihre Stimme zur Wahl des neuen Staatspräsidenten und des neuen Parlaments abzugeben (vgl. Fidesdienst vom 10. Oktober 2005). Die Bischöfe möchten die Wähler mit ihrem Hirtenwort noch einmal an ihre Verantwortung als wahlberechtigte Staatsbürger erinnern: „Die Wähler haben die Pflicht, sich angemessen über die Probleme des Landes zu informieren“ bevor sie ihre Stimme abgeben, so die Bischöfe.
In einem Rückblick auf die jüngste Geschichte Liberias erinnern die Bischöfe in ihrem Dokument daran, dass „die Liberianer im Jahr 1985 erstmals mit Begeisterung zu den Wahllokalen strömte. Wir wollten uns entschieden für einen politischen Wandel auf eine zivile und politisch reife Art engagieren. Doch als die Ergebnisse dieser demokratischen Übung bekannt gegeben wurden, fühlte sich ein Großteil der Bevölkerung leider betrogen und die Gewalt wurde zunehmend als attraktive Option betrachtet, die jedoch sinnlos war und zu keinem Ergebnis führte.“
Bei den Wahlen im Jahr 1997, so die Bischöfe, „gaben die Liberianer ihre Stimme voller Hoffnung aber gleichsam voller Angst ab. Sie hatten Angst, weil die Gewalt zu einem Instrument der Kontrolle geworden war, und zum Bedauern für unsere Menschenwürde und die Souveränität unseres Landes oft selbst außer Kontrolle geriet. Sie hofften, weil die Herren des Krieges, die sich in Politiker verwandelt hatten, eine gute Regierungsführung versprachen. Doch unsere Hoffnung wurde grausam vernichtet“.
„Wir danken der göttlichen Vorsehung dafür, dass die internationale Staatengemeinschaft den Wahnsinn unserer Handlunge erkante und uns vor uns selbst beschützte. Wir sollten Gott und denen die uns helfen dafür dankbar sein“, so die Bischöfe.
Nun, da die Liberianer ein weiteres Mal zu den Urnen gerufen sind, fordern die Verantwortlichen der katholischen Kirche dazu auf, Männer und Frauen zu wählen, „die eine Vision der Hoffnung bringen und keine Tyrannen; patriotische Politiker zu wählen und keine heimlichen Geier“. Auf die Frage, wie man eine richtige Entscheidung treffen könne, antworten die Bischöfe, dass man sich an erster Stelle Zeit lassen müsse: „Nehmen wir uns die Zeit, über die Qualitäten nachzudenken, die Politiker besitzen sollten, damit sie dem Land eine Zukunft sichern können. Vor allem, müssen wir dafür beten, dass unsere Politiker nach Weisheit und Ehrlichkeit streben und Gott um Beistand bei ihrer wichtigen Aufgabe bitten“.
In ihrem Dokument schlagen die Bischöfe auch hypothetische Fragen vor, die der Wähler den Kandidaten stellen sollte: „Wir werden Sie schlechte Regierungsführung, Korruption, Armut und Analphabetismus bekämpfen? Was für Einkünfte haben Sie und wo kommen diese her? Wie wollen Sie die Ressourcen der Nation aufteilen und für zukünftige Generationen bewahren?“
„Im festen Glauben, mit Bestimmtheit und ständiger Liebe ‚vermag ich alles, durch Ihn, der mir Kraft gibt’ (Phil 4,13)“, so die Bischöfe abschließend mit den Worten des Apostels Paulus. (LM) (Fidesdienst, 11/10/2005 - 43 Zeilen, 504 Worte)


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