ASIEN/PAKISTAN - Pakistanische Christen fordern nach den jüngsten Episoden erneut die Abschaffung des so genannten Blasphemie-Paragraphen

Dienstag, 20 September 2005

Islamabad (Fidesdienst) - Die Kommission „Gerechtigkeit und Frieden“ beklagt die jüngsten Anschuldigungen gegen Christen und deren Festnahme wegen „Blasphemie“. Zuletzt wurden Yousaf Masih und Younis Masih, zwei Christen aus Noshera und Lahore sowie zwei hinduistische Gläubige in Wabi misshandelt und festgenommen.
Der Artigel 295/c des Pakistanischen Strafgesetzbuchs, der als auch so genannter „Blasphemie-Paragraph“ bekannt ist, verurteilt „alle, die mit Wort oder Schrift, Gesten oder sichtbaren Darstellungen direkt oder indirekt den Namen des Propheten schänden“. Das vorgesehene Strafmaß reicht bis zu lebenslanger Haft.
Nun protestieren die Katholiken erneut gegen das diskriminierende Vorgehen gegen religiöse Minderheiten und Zugeständnisse der Regierung an muslimische Extremisten.
Die Kommission fordert in einer Verlautbarung die umgehende Abschaffung des Gesetzes und lehnt jeden Änderungsvorschlag ab: Nach Ansicht des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Lawrence Saldanha von Lahore, ist die Abschaffung die einzige Lösung.
Der so genannte „Blasphemie-Paragraph“ untergräbt nach Ansicht der Kommission das Wohlergehen, die soziale Stabilität und das harmonische interreligiöse Zusammenleben in Pakistan. Seit 1988 wurden laut dem Bericht der Kommission insgesamt 650 Menschen aufgrund des „Blasphemie-Paragraphen“ inhaftiert. Außerdem wurden im selben Zeitraum rund 20 Personen unter demselben Vorwand ermordet. Unter den Opfern befindet sich auch ein ehemaliger Richter des Verfassungsgerichts, Arif Huassain Bhatti, der als Anwalt Personen verteidigte, gegen die wegen Blasphemie Anklage erhoben worden war.
Das Gesetz wurde von extremistischen Muslimen oft missbraucht, um gegen politische oder persönliche Feinde vorzugehen oder private Rache zu übern: in vielen Fällen waren Christen Opfer eines solchen Missbrauchs. Gegenwärtig befinden sich über 80 Christen wegen Blasphemie im Gefängnis: eine große Anzahl, wenn man bedenkt, dass die Christen in Pakistan eine verschwindende Minderheit darstellen. Wie aus dem Bericht der Kommission hervorgeht, sind 50% der Angeklagten Muslime, 37% Ahmadi, 13% Christen und 1% Hindus.
Von den insgesamt 155 Millionen Einwohnern Pakistans sind 97% Muslime, größtenteils Sunniten (rund 20% sind Schiiten). Rund 2,5% sind Christen, darunter insgesamt etwa 1,2 Millionen Katholiken. (PA) (Fidesdienst, 20/09/2005 - 34 Zeilen, 322 Worte)


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