ASIEN/SRI LANKA - Erstmals wurde in der Diözese Anuradhapura eine katholische Kirche geschändet. Der Bischof im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Wir werden uns nicht in eine Spirale der Gewalt verwickeln lassen. Die Christen möchten Frieden und Harmonie“

Mittwoch, 20 Juli 2005

Anuradhapura (Fidesdienst) - Die katholische „Holy Cross“-Kirche in Pulasthigama in der Diözese Anuradhapura wurde am Samstag, den16. Juli bei einem Anschlag zerstört. Dies bestätigt Bischof Norbert Andradi von Anuradhapura im Gespräch mit dem Fidesdienst. Der Bischof berichtet auch über Einzelheiten des Vorfalls, der die katholische Gemeinde in Angst und Schrecken versetzt: „Erstmals wurde in unserer Diözese ein vorsätzlicher Anschlag auf eine katholische Kirche verübt. Wir stehen wirklich unter Schock. Die Menschen haben Angst und fragen sich, wie es zu einer solchen Gewalt kommen konnte. Zum Zeitpunkt des Anschlags, er mitten am Tag verübt wurde, waren zwei katholische Kinder in der Kirche und beteten dort. Plötzlich drangen maskierte und bewaffnete Männer in das Kirchengebäude ein und zerstörten dort alles. Auch der Hauptaltar der Kirche und das Kreuz wurden zerstört, die beiden Kinder wurden von den Eindringlingen geschlagen, doch dann gelang ihnen die Flucht. Bevor sie die Kirche wieder verließen legten die Täter Feuer in dem Gebäude. Einige christliche Familien aus der gegen haben versucht das Feuer zu löschen, doch da war die Kirche bereits niedergebrannt.“
Auf die Frage nach den Gründen für den Überfall sagt der Bischof: „Es gibt keine verständlichen Gründe. Nur ein antichristliches Empfinden, das sich im Land ausbreitet und mit der Frage der religiösen Konversionen zusammenhängt. In anderen Teilen Sri Lankas wurden protestantische Kirchen geschändet, doch oft geht diese ungerechte Gewalt eher zu Lasten der katholischen Kirche“.
Der Bischof teilt mit, er habe einen Brief an die zuständigen Behörden und an die buddhistischen Religionsführer geschrieben, die ihrerseits ihre Verbundenheit und ihr Bedauern zum Ausdruck brachten. „Unterdessen haben sich die Gläubigen zum Gebet versammelt“, so der Bischof, „und in den kommenden Tagen werden wir eine friedliche öffentliche Kundgebung veranstalten, bei der wir unser Bedauern über die Gewalt und unseren Willen zum Aufbau der Harmonie und des gesellschaftlichen Friedens mitteilen wollen. Die Christen werden niemals Rache üben, denn sie wünschen Dialog und Frieden.“
Die Diözese Anuradhapura befindet sich im nördlichen Zentrum Sri Lankas und hat 1,4 Millionen Einwohner, größtenteils Buddhisten, darunter rund 12.500 Katholiken. Die Stadt Anuradhapura war einst Hauptstadt von Sri Lanka und zählt zu den wichtigsten Kultstätten des buddhistischen Glaubens in Südostasien: hier soll Buddha nach der Überlieferung die „drei Erleuchtungen“ gehabt haben. In der Diözese leben Christen und Buddhisten seit jeher friedlich zusammen: die beiden Gemeinschaften engagierten sich in der Zeit des Bürgerkriegs auch gemeinsam für die Aussöhnung. (PA) (Fidesdienst, 20/07/2005 - 38 Zeilen, 426 Worte)


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