AFRIKA - Kriminalität und Unterentwicklung in Afrika. Das UN-Büro für Drogen und Verbrechen stellt in Rom seinen Bericht zur Lage in Afrika vor

Dienstag, 19 Juli 2005

Rom (Fidesdienst) - Die Kriminalität ist eine der Komponenten der Unterentwicklung Afrikas. Dies bekräftigt der Bericht „Verbrechen und Entwicklung in Afrika“, der gestern, am 18. Juli, im italienischen Außenministerium in Rom vom Leiter des UN-Büros für Drogen und Verbrechen (United Nations Office on Drugs and Crime, UNODOC), Dr. Antonio Maria Costa, vorgestellt wurde.
„Der Bericht“, so Dr. Costa, bei dem Treffen mit der Presse, „ist keine wissenschaftliche Studie, sondern versteht sich als Dokument zur Vorbereitung auf einige wichtige Termine, bei denen operative Entscheidungen getroffen werden sollen“. Damit bezog er sich insbesondere auf den jüngsten G8-Gipfel im schottischen Gleneagles und das treffen das, am 5. und 6. September in Abuja (Nigeria) unter Vorsitz des nigerianischen Staatspräsidenten Olusegun Obasanjo stattfinden wird.
Die Studie wurde vom UNODOC in Zusammenarbeit mit afrikanischen Experten erstellt. Insbesondere wurde der erste Entwurf in einem südafrikanischen Forschungsinstitut verfasst. Auf diese Weise, so Dr. Costa, wollte man vermeiden, dass ein Dokument entsteh, dass die „westliche“ Wahrnehmungsweise widerspiegelt. Es ist kein Zufall, dass der Bericht auch Meinungsumfragen enthält, die unter den Einwohnern des Kontinents durchgeführt wurden, wie zum Beispiel zum Thema: nach eigenen Angaben war ein Fünftel der Afrikaner in den vergangenen 12 Monaten von einem staatlichen Beamten zur Zahlung von Schmiergeld aufgefordert worden. „Dieser Prozentsatz ist nirgends auf der Welt so hoch“, heißt es in dem Bericht.
Vor allem die Korruption und der Menschenhandel sowie Drogen- und Waffengeschäfte und die explosionsartige Zunahme der Kleinverbrechen bremsen die Entwicklung eines Kontinents, der theoretisch die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Fortschritt besäße: große Vorkommen an Bodenschätzen, junge Bevölkerung (es ist der „jüngste“ Kontinent der Welt). Doch nur 1,1% der Auslandsinvestitionen werden in Afrika gemacht und 40% der afrikanischen Ersparnisse werden im Ausland investiert. 29% der afrikanischen Unternehmer bezeichnen das Verbrechen als schlimmsten Feind der Investitionen. Insbesondere ist auch die Korruption eine ungerechte Belastung, die die Kosten ansteigen lässt und zu Mängeln bei den öffentlichen Einrichtungen führen. Dies wirkt sich auch negativ auf den Fremdenverkehr aus, der nur 6% der Arbeitsplätze und 7% des Bruttoinlandsprodukts in ganz Afrika ausmacht.
Unter den anderen verbrecherischen Phänomenen ist vor allem der Menschenhandel sehr schwerwiegend. „Es ist schwierig, die Zahl der Opfer dieses Handels zu schätzen“, heißt es in dem Bericht. „Doch es geht dabei um hunderttausende Menschen im Jahr“. Die Bestimmungsorte außerhalb Afrikas liegen in Europa (wo ein Drittel der Opfer afrikanischer Herkunft ist) und der Nahe Osten (ein Viertel der Opfer). Von noch größerem Ausmaß ist der Menschhandel in Afrika selbst, wo Cote d’Ivoire, Südafrika, Nigeria und Gabun zu den wichtigsten Bestimmungsländern gehören.
Der internationale Drogenhandel benutzt Afrika zunehmend für den Transit von Kokain aus Kolumbien und Heroin aus Afghanistan auf dem Weg nach Europa und Nordamerika. Auf lokaler Ebene werden Marihuana und Haschisch in Nordafrika angebaut, während die nigerianischen Drogenkartelle internationale Tragweite und Verbindungen bis in die Anden und nach Pakistan unterhalten.
Um diesen Ländern auf dem Ausweg aus dieser Situation zu helfen, müssen sie im Bemühen um die Moralisierung des öffentlichen Lebens unterstützt werden (und dafür gibt es, wie es in dem Bericht heißt ermutigende Zeichen). Außerdem ist Hilfe beim Ausbau des Justizsystems und der Polizei in den afrikanischen Staaten notwendig, damit die Bürger Vertrauen fassen, die Verbrechen, von denen sie betroffen sind und die oft von Beamten der Sicherheitskräfte begangen werden, oft verschweigen. (LM) (Fidesdienst, 19/07/2005 - 50 Zeilen, 565 Worte)


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