AFRIKA/KENIA - Die Tatmotive für den Mord am Apostolischen Vikar von Isiolo waren vielleicht finanzieller Art. „Bischof Locati lebte ein armes leben und gab alles, was er hatte, den Menschen in seinem Vikariat, unabhängig davon, ob es sich um Christen oder Muslime handelte“

Freitag, 15 Juli 2005

Nairobi (Fidesdienst) - „Bischof Locati lebte ein armes leben und gab alles, was er hatte, den Menschen in seinem Vikariat, unabhängig davon, ob es sich um Christen oder Muslime handelte“, so ein Mitarbeiter des Bischofs, der am 14. Juli bei einem Mordanschlag ums Leben kam.
„Seine Großzügigkeit wurde jedoch falsch ausgelegt. Bischof Locati war von jemandem bedroht worden, der zu Unrecht Spendengelder forderte, die der arme Vikar nicht zur Verfügung stellen konnte“, so der Mitarbeiter des ermordeten Bischofs. „Vielleicht ist dies der Schlüssel zum Motiv des Delikts: eine Geldforderung, der der Bischof nicht nachkommen konnte oder wollte, könnte zu diesem Mord geführt haben“.
„Der Vikar hatte mehrmals Morddrohungen erhalten und war deshalb stets mit einem der beiden Wachposten des Gemeindezentrums unterwegs, in dessen Nähe er ermordet wurden“, so Beobachter. „Gestern Abend wurde der Leibwächter am Kopf verletzt und befindet sich jetzt im Krankenhaus. Der Bischof wurde zuerst am Rücken verletzt und dann mit mindestens zwei Pistolenschüssen in den Kopf ermordet.“
„Die Mörder haben zwar kein Geld mitgenommen, doch das Handy des Bischofs ist verschwunden. Es ist noch zu früh, um mit Sicherheit zu sagen, dass die Gründe für den Mord finanzieller Art waren. Die Polizei hat mit den Ermittlungen begonnen und wir werden das Ergebnis abwarten müssen“, so der Mitarbeiter des Apostolischen Vikars abschließend.
Bischof Locati hinterlässt mehrere Projekte zugunsten der Bevölkerung von Isiolo und Umgebung, die allen unabhängig von der Stammeszugehörigkeit oder Religion zugute kamen. Unter anderem wurden im Rahmen diese Projekte Schulen in der Pfarrei Merti gefördert. „Leider hatte es seit einiger Zeit in diesen Schulen Probleme gegeben: Eltern und Schüler forderten, dass die Institute von einheimischem Personal geleitet werden sollten“, so ein weiterer Beobachter. Nach einer zeitweiligen Schließung im Juli 2004 beschloss Bischof Locati die Schulen wieder zu öffnen. Dieser Beschluss könnte diejenigen, die die ausschließliche Kontrolle über die Institute übernehmen wollten, verärgert haben.
Bischof Locati war in jüngster Zeit bereits zweimal angegriffen worden. Im September hatten mehrere Männer auf in gewartet als er vom Essen nach Hause zurückkehrte: Der Speisesaal war ungefähr 100 Meter von der Wohnung entfernt und befindet sich auf dem Gelände des Gemeindzentrums auf dem auch die Kirche steht. Der Bischof wurde vor seiner Haustür angegriffen, der Anschlag konnte jedoch vom Wachpersonal vereitelt werden. Im März dieses Jahres explodierte vor seinem Haus ein kleiner Sprengsatz, der keine Schäden verursachte.
Bischof Locati wurde am 23. Juli 1928 in der Erzdiözese Vercelli geboren. Am 29. Juni 1952 wurde er zum Priester geweiht. Seit 1962 war er als „Fidei donum“- Priester in der Diözese Maru in Kenia tätig. 1963 wurde er Pfarrer von Isiolo und war in diesem Amt bis 1995 tätig, als er zum ersten Bischof des neu gegründeten Vikariats Isiolo ernannt wurde, das auf einem Teilgebiet der Diözese Maru errichtet wurde. (LM) (Fidesdienst, 15/05/2005 - 42 Zeilen, 498 Worte)


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