AFRIKA/COTE D’IVOIRE - IM NORDEN DES LANDES WARNEN MISSIONARE: „ZURZEIT STEHT ALLES STILL … WIR BEFÜRCHTEN EINE WIEDERAUFNAHME DER GEFECHTE, DIE HEFTIGER SEIN WERDEN ALS ZUVOR“

Dienstag, 2 September 2003

Abidjan (Fidesdienst) – „Wir leben weiterhin in einer Kriegssituation, obschon es Friedensvereinbarung gibt und eine Regierung der nationalen Einheit gebildet wurde“, erklärt ein Missionar aus Korhogo im Norden von Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Seit genau einem Jahr wird der Norden des Landes von den Rebellen kontrolliert“, erinnert der Missionar. „Derzeit steht alles still, auf den Straßen sind nur wenige Fahrzeuge unterwegs, die Menschen haben kein Geld, weil Banken geschlossen bleiben und viele ihren Arbeitsplatz verloren haben“.
„Der Waffenstillstand, der einige Monate gehalten hat, ist nun wieder gefährdet“, fügt der Missionar hinzu. „Mitte August wurden zwei französischen Soldaten der Eingreiftruppen ermordet. Außerdem wurden Unterlagen im Zusammenhang mit einem geplanten Mord an Staatspräsident Gbagbo gefunden. Deshalb vervielfachen sich die Anzeichen für einen Krieg. Die Menschen spüren die Spannung in der Luft. Wir befürchten eine Wiederaufnahme der Gefechte, die dann heftiger sein werden als zuvor, denn die Rebellen konnten die Zeit des Waffenstillstands nutzen, um ihre Truppen aufzurüsten“.
Auch unter diesen schwierigen Bedingungen führen die Missionare das Werk der Evangelisierung und ihre Hilfsprogramme für die Bevölkerung fort. „Es gelingt uns unsere pastorale Tätigkeit und die Katechese weiterzuführen“, so der Missionar, „obschon dies oft große persönliche Opfer mit sich bringt, vor allem für Priester, die nicht mehr ganz jung sind. Ich selbst muss jeden Tag 30 bis 60 Kilometer auf einem kleinen Moped zurücklegen, damit ich in den Dörfern, wo es keinen Pfarrer gibt, eine heilige Messe feiern kann. Leider können wir keine anderen Fahrzeuge benützen, denn die würde man uns stehlen.“
Die Situation in Cote d’Ivoire ist seit September letzten Jahres angespannt, nachdem ein Putschversuch gescheitert war und der Norden und Westen des Landes von Rebellenbewegungen belagert werden. Über Monate hinweg lieferten sich die Soldaten des Staatspräsidenten Laurent Gbagbo und Guerrillatruppen heftige Kämpfe, bis ein Waffenstillstand vereinbart und schließlich im Januar dieses Jahres im französischen Marcoussis ein Friedensabkommen unterzeichnet wurde, das die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit vorsieht, der Vertreter der Partei des Präsidenten und Mitglieder aus den Reihen der Rebellen angehören sollen. Die neue Regierung ist jedoch noch nicht handlungsfähig, da man sich bisher nicht auf die Vergabe der Ämter des Innen- und Verteidigungsministers einigen konnte. Ende August hat das Auffinden von Dokumenten über einen geplanten Mord an Staatspräsident Gbagbo zu neuen Spannungen geführt. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen wurden rund 50 Personen festgenommen, gegen die der Verdacht der Teilnahme an einem Komplott besteht, darunter auch zwei Generäle aus den Reihen der Armee. Auch Frankreich ließ 11 Personen Festnehmen, bei denen es sich größtenteils um Söldner handelt, die ebenfalls der Unterstützung der Putschisten verdächtigt werden. (LM) (Fidesdienst 2/9/2003 – 41 Zeilen, 454 Worte)


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