AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - In Kinshasa wird gegen den Aufschub der Wahl protestiert. „Die Polizei schießt bisher nur in die Luft, doch es wird befürchtet, dass die Lage sich von einem Moment zum anderen zuspitzen könnte“, so einheimische Beobachter

Donnerstag, 30 Juni 2005

Kinshasa (Fidesdienst) - „Die Situation ist sehr angespannt und es sind Schüsse zu hören, die die Polizei in die Luft schießt, um die Demonstranten zu vertreiben“, so Beobachter aus Kinshasa im Gespräch mit dem Fidesdienst. In der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo kam es zu Protesten im Zusammenhang mit dem Aufschub der Wahl auf ein unbestimmtes Datum. Am 30. Juni feiert das Land auch die nationale Unabhängigkeit.
„Verschiedene Demonstrantengruppen versammelten sich vor den Gebäuden der Kommunalverwaltung in den einzelnen Ortsteilen und marschierten von dort aus zum Parlament. Die Polizei versucht dies zu verhindern. Bisher gab es jedoch noch keine Opfer oder Verletzten. Doch es besteht die Gefahr, dass sich die Lage von einem Moment zum anderen verschlimmern könnte“, so der Beobachter.
„Seit Tagen sind in der Stadt zahlreichen Soldaten und Polizeibeamte stationiert und die Lage ist äußerst angespannt. Um Mitternacht konnte man etwa eine halbe Stunde lang Schüsse hören. Es hieß, es handle sich um ein Feuerwerk zum Tag der Unabhängigkeit. Doch wer hat in einer derart angespannten Lage ein Feuerwerk zu einer so ungewöhnlichen Zeit geplant?“, fragt sich der Beobachter. „Die Organisatoren der Demonstration hatten zugesichert, dass es sich um einen gewaltlosen Protest handeln würde, bei dem die Teilnehmer nur mit Fahnen und Spruchbändern ausgerüstet seien. Trotzdem wurde die Kundgebung von den Behörden verboten“.
„Priestern, Missionaren, und Ordensleuten wurde geraten, zu Hause zu bleiben und die Wohnungen nicht zu verlassen, da einige Protestveranstalter auch die Ansicht vertreten, dass die Kirche eine Rolle beim Aufschub der Wahl spiele, weil es sich bei dem Vorsitzenden der Unabhängigen Wahlkommission, Apollinaire Malumalu, um einen katholischen Priester handelt (vgl. Fidesdienst vom 27. Juni 2005)“, so der Beobachter.
Der Aufschub der Wahlen, mit denen die Übergangszeit zu Ende gehen sollte, bedeutet einen Stillstand für den Demokratisierungsprozess und die Rückkehr des Friedens in der Demokratischen Republik Kongo. „Die Menschen protestieren, weil sie befürchten, man wolle den Übergangsprozess so lange wie möglich aufrechterhalten. In der Tat wurden die Wahlen schlecht und nicht in ausreichendem Maß vorbereitet. Deshalb haben die Menschen das Vertrauen in die Regierung verloren“, so der Beobachter. „Es besteht die Gefahr, dass die Unzufriedenheit unter der Bevölkerung von denjenigen manipuliert wird, die das Land erneut in einen Bürgerkrieg stürzen wollen. Leider braucht es nicht viel, damit Dinge geschehen, die nicht wieder rückgängig gemacht werden können: sollten Polizeibeamte, die schlecht ausgebildet sind, einige Demonstranten töten, dann könnte es zum einem Aufstand der Bevölkerung kommen was schlimme für die Stabilität der Nation hätte“. (LM) (Fidesdienst, 30/06/2005 - 37 Zeilen, 404 Worte)


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