AFRIKA/SUDAN - „Hauptgrund des Konflikts im Sudan ist die Teilung der Macht zwischen den Völkern, die am Nilufer leben und den anderen“, so ein Comboni Missionare im Gespräch mit dem Fidesdienst

Mittwoch, 22 Juni 2005

Khartum (Fidesdienst) - „Leider verwundert es mich überhaupt nicht, dass nach Darfur auch im Osten des Sudan der Ausbruch eines möglichen Konflikts bevorsteht“, so der seit langem im Sudan tätige italienische Comboni Missionar Pater Giovanbattista Antonini, im Gespräch mit dem Fidesdienst in einem Kommentar zu den jüngsten Nachrichten aus dem Osten des Sudan, wo Rebellenbewegungen in den vergangenen Tagen Angriffe auf drei Garnisonen der Armee verübten. „Hauptgrund für diese aufständischen Bewegungen ist, wie in den anderen Teilen des Sudan die Kontrolle der Macht durch die Völker, die am Nilufer eben“, so Pater Antonini. „Historisch gesehen, war die Zentralregierung des Sudan tatsächlich Ausdrucksform dieser Völker, die deshalb auch bei der Verteilung der Ressourcen des Landes bevorzugt wurden. Die Einwohner der anderen Teile des Landes wurden stets ausgegrenzt. Heute gibt es jedoch sowohl in Darfur im Westen, als auch im Osten des Landes Rebellenbewegungen, die mehr Interesse der Zentralregierung fordern und den Bau von Infrastrukturen, Schulen, Krankenhäusern und eine reelle Entwicklung dieser Regionen verlangen“.
Die Rebellen im Osten des Landes gehören größtenteils dem Volk der Beja an. „Es handelt sich um ein Volk, das Seit der Antike in dieser Region lebt und einst grenzte das Reich der Beja an das Römische Reich“, so Pater Antonini.
Der Sudan befindet sich seit langem im Mittelpunkt des internationalen Interesses, da es im Land umfangreiche Erdölvorkommen sind, die Erdölunternehmen aus verschiedenen Ländern anziehen. „Wahrscheinlich hätte sich die internationale Staatengemeinschaft nicht so sehr für die Beendigung des Krieges im Südsudan eingesetzt, wenn es die Erdölvorkommen nicht gäbe“, so der Missionar weiter. Die möglichen Einkommen aus dem Erdölgeschäft könnten die Menschen in der Region Dafur und nun auch im Osten des Landes zur Rebellion bewegt haben, bei der sie fordern, dass ein Teil der Einkommen aus diesen Geschäften in diese Regionen investiert werden.
Die Rebellen haben sich unter dem Namen „Front des Ostens“ zusammen geschlossen, die im Februar dieses Jahres aus zwei Gruppen entstanden war, die seit langem in der Region agieren: der „Beja-Kongress“ und die „Freien Löwen“
Der „Beja-Kongress“ wurde 1994 gegründet und die „Freien Löwen“ 1999. Bis vor einiger Zeit beschränkte sich das militärische Vorgehen dieser Bewegungen auf sporadische Angriffe auf Regierungseinheiten. Doch mit der Gründung der „Front des Ostens“ nahmen die Angriffe der Guerillaeinheiten zu, die auch mit logistischer Unterstützung durch Guerillagruppen aus Darfur rechnen könne, die aus denselben Beweggründen gegen die Regierung rebellieren.
Die „Front des Ostens“ hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen drei Regierungseinheiten in der Nähe von Tokar, rund 120 Kilometer südlich von Port Sudan, dem wichtigsten Hafen des Landes angegriffen. Die Anführer der Rebellion erklärten, dass diese Aktionen der Beginn eines Krieges seien, und dass bei den Angriffen mindestens 20 Regierungssoldaten festgenommen wurden. Außerdem sollen Waffen und Munition aus den Vorratslagern der Armee in die Hände der Rebellen gelangt sein. (LM) (Fidesdienst, 22/06/2005 - 41 Zeilen, 489 Worte)


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