EUROPA/RUSSICHE FÖDERATION - Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz von der Diözese von der Mutter Gottes in Moskau: „Ich unterstütze das Engagement der Katholiken in Spanien und ihrer Bischöfe voll und ganz, denn es steht die Familie auf dem Spiel, wie sie von Gott geschaffen wurde“

Donnerstag, 16 Juni 2005

Moskau (Fidesdienst) - Am kommenden 18. Juni findet in Madrid eine vom Spanischen Familienforum (FEF) veranstaltete Protestkundgebung gegen die Änderung des Spanischen Bürgerrechts, die eine Lebensgemeinschaft gleichgeschlechtlicher Paare mit der traditionellen Ehe gleichstellen würde und diesen Paaren auch die Adoption von Kindern ermöglicht. Die Kundgebung wird auch von der Spanischen Bischofskonferenz unterstützt.
„Ich würde nicht zögern, die Nachrichten, die wir aus Spanien erhalten als ‚tragisch’ zu bezeichnen“, so Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz von der Diözese von der Muttergottes in Moskau im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Es ist unglaublich, dass in einem katholischen Land wie Spanien, mit einer langen christlichen Tradition, wo das Evangelium seit vielen Jahrhunderten überliefert wird und das so viele katholische Mystiker hervorgebracht hat, so etwas geschehen kann. Deshalb unterstütze ich das Engagement der spanischen Katholiken und ihrer Bischöfe voll und ganz.“
„Es steht die Familie auf dem Spiel, wie sie von Gott geschaffen wurde“, so Erzbischof Kondrusiewicz weiter. „Wir müssen und auch fragen, welche Erziehung dieser Kinder erhalten werden, die keine Mutter und keinen Vater haben? Welche Zukunft wird die Gesellschaft haben? Wir dürfen dabei die entscheidende Rolle der Mutter bei der Erziehung der Kinder nicht berücksichtigen, nicht zuletzt auch was die Weitergabe des Glaubens anbelangt. Bei uns sagt man ‚die Mutter macht das erste Kreuzeszeichen auf der Stirn ihrer Kinder’, und wie wichtig das ist, konnte ich persönlich während der Zeit des vom Staat auferlegten Atheismus erfahren.“
Was das Engagement der Kirche für Familienfragen anbelangt, betont der Erzbischof auch ökumenische und interreligiöse Aspekte: „Familienfragen sind allen Religionen ein Herzensanliegen, das gilt für uns Katholiken wie für die Orthodoxen. Auch im Islam hat die Familie einen sehr hohen Stellenwert. Deshalb müssen sich alle Religionen gemeinsam in diesem Sinn engagieren“.
Über die Herausforderungen, denen die Familien in der heutigen Russischen Föderation gegenüberstehen sagt Erzbischof Kondrusiewicz: „Unsere Probleme sind andere: ein sehr großes Problem, das unsere Familien gefährdet, ist die Zunahme der Scheidungsraten mit der daraus folgenden Zersplitterung der Familie. Gegenwärtig liegt die Scheidungsrate in unserem Land im Durchschnitt bei 50% und bei den jungen Paaren sogar bei bis zu 70%. Ein weiteres Problem sind die Straßenkinder, über deren Anzahl es zwar keine genauen statistischen Angeben gibt, deren Zahl nach Schätzungen jedoch zwischen 1 und 3 Millionen liegt. Eine Gefahr für unsere Gesellschaft und die Familien ist auch der Rückgang der Geburtenrate. Jedes Jahr geht die Bevölkerung um rund 800.000 Einheiten zurück, und die Zahl der Geburten liegt unter der Zahl der Todesfälle“. Abschließend appelliert der Erzbischof: „Wir Katholiken und alle anderen Kirchen müssen ganz besondere Anstrengungen unternehmen, wenn es darum geht die familiären Werte zu vermitteln!“ (MS) (Fidesdienst, 16/05/2005 - 39 Zeilen, 466 Worte)


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