AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Ein dramatischer Bericht von Pater Cesco aus der Salesianermission in Duékué im Westen von Cote d’Ivoire, in der 15.000 Menschen Zuflucht suchen

Dienstag, 14 Juni 2005

Rom (Fidesdienst) - Die Pressestelle der Internationalen Freiwilligenarbeit für Entwicklung (VIS) der Salesianer von Don Bosco stellt dem Fidesdienst folgenden Bericht zur Verfügung, den wir im vollständigen Wortlaut in eigener Übersetzung veröffentlichen:
„Sehr geehrte Redaktion des Fidesdienstes, es folgt, ein Appell, den wir von Pater Cesco aus Duékoué in Cote d’Ivoire erhalten.
Es findet hier ein Blutbad zwischen zwei Volksstämmen statt, von denen der eine hier ansässig ist und es sich bei den anderen um Zuwanderer handelt. Es wurden ganze Stadtviertel niedergebrannt, und Männer, Frauen und Kinder mit Macheten ermordet, dabei starben 40 Menschen und mindestens 100 wurden verletzt.
Seit einigen Wochen halten sich zwischen 10.000 und 15.000 Menschen in unserer Mission auf. Die Schulen wurden geschlossen und die Menschen haben Angst. Wir erhalten fast keine Hilfen von außen. Über die Lage haben wir das Welternährungsprogramm, das Rote Kreuz, UNICEF und die Vereinten Nationen informiert. Nun kommen erste Hilfen über Partnerorganisationen zu uns. Bisher erhielten wir eine Tonne Getreide und andere Grundnahrungsmittel, doch das wird nicht für alle reichen. Viele schlafen im Freien obschon wir uns in der Regenzeit befinden. Wir versuchen mit dem UNICEF die Bereitstellung von Zelten in Erwägung zu ziehen.
Die Zukunft der ganzen Stadt ist ungewiss, zu Unruhen kommt es jedoch nur in dieser einen Stadt, im Rest des Landes scheint die Lage ruhig zu sein. Viele fliehen aus der Stadt und wollen erst nach der Wahl am 30. Oktober wieder zurückkehren, wenn sich die Lage beruhigt hat.
Die Schule würde noch zwei Wochen dauern und im Anschluss sollen zwei Wochen lang Prüfungen zum Schuljahresende stattfinden, doch wir werden das dritte Quartal wahrscheinlich nicht beenden können. Die Menschen sind pessimistisch und dies gilt auch für unsere Ordensgemeinschaft. Mir selbst geht es gut und ich denke, wenn die Menschen sehen, dass auch wir den Mut verlieren, wie sollen wir ihnen dann Optimismus vermitteln.
Morgens gebe ich von 7.00 bis 14.00 Uhr Unterricht und am Nachmittag bin ich bei den Flüchtlingen und unterhalte mich mit ihnen, um ihnen Mut zu machen, sie mit den notwendigen Medikamenten zu versorgen oder wenn nötig, einen Mitarbeiter des Roten Kreuzes zu rufen.
Gestern hatten wir ein kleines Mädchen mit einer schweren Augenverletzung. Sie hätte operiert werden müssen und wir haben unser Möglichstes getan. So etwas ist im Westen eine Kleinigkeit. Wir sehen, dass Menschen in Europa streiken und bessere Lebensbedingungen fordern, doch hier bei uns sterben die Menschen oder überleben nur mit großer Mühe. Eines Tages wird der Westen vielleicht nicht mehr nur auf sich selbst blicken, sondern den armen dabei helfen, aus der Misere herauszufinden. Wie es mit unserer Schule in der nächsten Zeit weitergeht, weiß ich nicht. Es werden bestimmt keine Schüler aus anderen Teilen des Landes kommen, um in Duékoué die Schule zu besuchen.
Ich hoffe, dass die Dinge sich wieder normalisieren werden und die Menschen in ihre Dörfer zurückkehren. Heute wird militärische Verstärkung ankommen. Langsam wird alles wieder normal werden, doch am meisten leiden immer die Armen“. (LM) (Fidesdienst, 14/06/2005 - 42 Zeilen, 510 Worte)


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