AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Dramatischer Anruf aus Duékoué: „Wie lange wird das Wunder noch dauern? Über 15.000 Menschen suchen Zuflucht in unserer Mission“

Dienstag, 7 Juni 2005

Duékoué (Fidesdienst) - Die Zahl der Menschen, die in der Mission der Salesianer von Don Bosco im Westen von Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) Zuflucht suchen, ist auf über 15.000 angestiegen. Dies berichtet ein Missionar in einem Telefongespräch mit dem Fidesdienst. „Die sanitäre Situation und die Lebensmittelversorgung verschlechtert sich von Stunde zu Stunde, denn wir befinden uns derzeit mitten in der Regenzeit“, so der Missionar.
Zwischen Ende Mai und Anfang Juni kamen über 60 Menschen bei wiederholten Auseinandersetzungen zwischen den aus dem Norden das Landes Stammenden Diouala und den einheimischen Gueré ums Leben.
„Die Situation scheint sich inzwischen beruhigt zu haben, doch die Menschen haben Angst. Sie fürchten sich vor einer Rückkehr in ihre Dörfer und auf die eigenen Felder und ziehen es vor weiterhin in den Zelten zu verbleiben“, so der Missionar.
„Wir versuchen eine dramatische Situation mit sehr beschränkten Mitteln zu bewältigen: unsere Mission ist nicht dafür geschaffen, ein ganzes Dorf aufzunehmen. Wir beten und stehen den Vertriebenen mit unserem geistlichen Beistand zu Seite und geben ihnen das Wenige, das uns an Materiellem zur Verfügung steht“, so der Missionar.
Zwar hat sich die Lage in der Umgebung der Mission beruhigt, doch in anderen Teilen der Region kam es zu erneuten Unruhen. Vier Angehörige des Diouala-Volkes kamen in der Nacht zum 4. auf den 6. Juni ums Leben.
Wie Augenzeugen berichten wurden drei der Opfer, zwei junge Schwestern und ihr Onkel in einem von Diouala bewohnten Gebiet am 5. Juni gegen 23.00 von bewaffneten Männern in ihrer Wohnung ermordet. Bei den Angreifern soll es sich um einheimische Gueré gehandelt haben. „In den langen Minuten fielen zahlreiche Schüsse, und wir dachten, es handle sich um ivorische Soldaten, die die Ausgangssperre kontrollieren, doch dann wurden wir selbst in unserem Hof im Zentrum des Stadtviertels Latif“ angegriffen, so ein Angehöriger des Dioula-Volkes, der anonym bleiben will. Ein weiterer Angehöriger des Dioula-Stammes aus Burkina Faso wurde in derselben Nacht gegen drei Uhr im Stadtviertel Antenne ermordet. Nach Ansicht der Einwohner der von den Dioula bewohnten Gebiete sind die AP we-Miliz der Gueré für die Massaker verantwortlich. (LM) (Fidesdienst, 07/06/2005 - 30 Zeilen, 360 Worte)


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