AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Dramatischer Bericht eines Missionars zu den Massakern im Westen von Cote d’Ivoire: „Wir haben in unserer Mission 12.000 Menschen aufgenommen, die Zuflucht suchten“.

Donnerstag, 2 Juni 2005

Duékoué (Fidesdienst) - „Ich habe Schreckliches gesehen: Zum Beispiel wie 41 Leichen einfach auf der Straße liegen blieben, ohne dass sich irgend jemand darum kümmert, ob sie beerdigt werden oder nicht“, so ein Missionar aus Duékoué im Westen von Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) gegenüber dem Fidesdienst. In der Stadt verübte in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni eine Gruppe bewaffneter Männer einen Angriff auf zwei kleine Dörfer und ihre Bewohner. Die Angreifer setzten dabei Schusswaffen und Messer ein und steckten zahlreiche Häuser in Brand.
„Die Angreifer waren mit Kalaschnikow-Gewehren und Macheten ausgerüstet“, so der Missionar weiter. „Ich habe die misshandelten Leichen von Frauen und Kindern gesehen. Und ich werde den Anblick von 5 verkohlten Leichen von Frauen, die in ihren Wohnungen umkamen, nie mehr vergessen können.“
Wir haben in unserer Mission 12.000 Menschen aufgenommen, die Zuflucht suchten“, so der Missionar weiter. „Unter den Opfern sind Animisten, Muslime und Katholiken: alle beten ununterbrochen für den Frieden und die Beendigung dieser sinnlosen Gewalt“.
„Unsere größte Sorge ist es nun, was wir diesen Menschen zu essen geben sollen: die Menschen wollen die Mission nicht einmal verlassen, um sich auf dem Markt etwas zu kaufen oder auf den Feldern zu ernten. Wir haben das Welternährungsprogramm und das Rote Kreuz um Hilfe und dringende Bereitstellung von Lebensmitteln gebeten. Es wurde uns zwar Unterstützung versprochen, doch bisher warten wir noch auf die ersten Lieferungen von Hilfsmittel“, so der Missionar.
Duékoué befindet sich an der Grenzlinie, die das Land in zwei Teile teilt. Hier sind rund 6.000 Soldaten internationaler Friedenseinheiten stationiert. Die Region im äußersten Westen des Landes verfügt über zahlreiche Kakao-Plantagen und liegt an der Grenze zu Liberia, wo ebenfalls jahrelang ein blutiger Bürgerkrieg herrschte. Liberia gilt auch heute noch als Destabilisierungsfaktor in der Region.
„Die beiden betroffenen Dörfer befinden sich in der so genannten „Zone des Vertrauens“, die die von der Regierung kontrollierte Landesteile von der Region trennt, die von den Rebellen besetzt wird. Diese Pufferzone soll theoretisch von den Friedenseinheiten der Vereinten Nationen kontrolliert werden, denen es jedoch nicht immer gelingt, solche Angriffe zu verhindern“, so der Missionar.
Hinter den Unruhen verbergen sich Konflikte im Zusammenhang mit dem Landbesitz zwischen dem einheimischen Volk der Guéré und den aus dem Norden Cote d’Ivoires und Burkina Faso stammenden Diouala. (LM) (Fidesdienst, 02/06/2005 - 35 Zeilen, 397 Worte)


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