EUROPA/SCHWEIZ - Die Verkündigung des Evangeliums im heutigen Europa: zwischen Innovation und Tradition - Treffen der Generalsekretäre der Europäischen Bischofskonferenzen

Mittwoch, 1 Juni 2005

St. Gallen (Fidesdienst) - Obgleich die Zeichen der Hoffnung für die Zukunft der Kirche zahlreich sind, so der Tenor zu Beginn des Treffens der Generalsekretäre der Europäischen Bischofskonferenzen, das dieses Jahr vom 26. bis 30. Mai 2005 in St. Gallen (Schweiz) stattfand, birgt die von den Generalsekretären beschriebene Situation auch einige Hinweise auf Unsicherheit und Beunruhigung. Der Verlust von Bezugspunkten, das Fehlen von Grundfesten, die Aushöhlung von Werten, das Zerbröckeln einer gewissen ethischen Praxis, die Verbreitung zwiespältiger religiöser Erfahrungen, die Ausbreitung von Sekten, Antisemitismus und einer wachsenden neuen Form von Armut führen zu Desorientierung und einer großen Sorge um die Zukunft Europas. Es entsteht der Eindruck, dass die Säkularisierung Auslöser einiger grundlegender Entwicklungen auf ökonomischer und soziopolitischer Ebene ist und eine neue, vom Christentum abweichende Anthropologie entsteht. Insbesondere im Hinblick darauf, dass die Menschen verstärkt auf der Suche nach Sinn und Spiritualität sind, ist es notwendig, sich mit der modernen Kultur und den Auswirkungen der Säkularisierung auseinander zu setzen. Das kohärente Zeugnis der Wahrheit und der Schönheit der Frohen Botschaft durch Jesus Christus ist das wichtigste Geschenk, das die Christen Europa machen können.
Im Rahmen der Versammlung diskutierten die Generalsekretäre zahlreiche Themen, die allesamt die Zukunft Europas und die Rolle der Kirche zum Inhalt hatten. Zu Beginn ihrer Arbeiten setzten sich die Kirchenverantwortlichen mit den Instanzen der heutigen Gesellschaft auseinander und berieten darüber, welche Form von Kirche gefördert werden soll. Das Wortpaar „Innovation und Tradition“ steht dafür, wie der fortschreitenden Entchristianisierung begegnet werden kann. Innovation und Tradition sind keine Alternativen, die einander entgegenstehen, sondern zwei eng miteinander verwobene Konzepte. Man sollte bei der Weitergabe des Glaubens immer innovativ sein, betonten die Teilnehmer.
Die Diskussion von bioethischen Fragen im Zusammenhang mit der Stammzellen-, Embryonen- und Hirnzellenforschung nahm einen wesentlichen Teil des Treffens ein. Günter Rager, ordentlicher Professor für Medizin an der Universität Freiburg, führte aus, in welcher Weise einige Forschungsbereiche, insbesondere die Embryonen- und Hirnzellenforschung, im Gegensatz zum christlichen Menschenbild stehen und dass diese Entwicklungen eine Auseinandersetzung oder vielmehr eine Antwort seitens der Gesellschaft, der Politik und der Kirche erfordern. Welche Haltung soll die Kirche gegenüber dieser neuen Kultur einnehmen, die der christlichen Anthropologie entgegensteht? Es wäre kontraproduktiv, jegliche Forschung von vornherein als abwegig einzustufen, ohne sich auf eine wissenschaftliche Debatte einzulassen. Die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der Wissenschaft erfordert aber auf jeden Fall ein ernsthaftes Engagement. In erster Linie sind tiefgreifende Kenntnisse der Materie und der aktuellen Entwicklungen vonnöten. Deshalb ist es absolut notwendig, dass die Kirche den Dialog mit der Wissenschaft aufnimmt und zur Bewusstseinsbildung der Gesellschaft beiträgt. Im Laufe der Diskussion entstand die Idee, gemeinsam mit ComECE ein europäisches Netzwerk renommierter Experten ins Leben zu rufen, um der Vision der Kirche eine Stimme zu verleihen und mit den Institutionen in Dialog zu treten.
Die Sekretäre befassten sich auch mit dem Tätigkeitsbericht von CCEE, der von Msgr. Aldo Giordano, Generalsekretär von CCEE, präsentiert wurde, sowie den kommenden Projekten, die die Zusammenarbeit zwischen den Bischofskonferenzen fördern sollen.. Derzeit sind die Aktivitäten von CCEE in drei Bereiche gegliedert: „europäischer Raum“ im Dienst der Kollegialität und Gemeinschaft unter den Bischöfen sein; . „der Dienst am ökumenischen Weg in Europa; CCEE möchte sich in den Dienst der Begegnung zwischen Evangelium und Kultur im heutigen Europa stellen. Im Lichte dieses letzten Punktes muss auch das Engagement von CCEE im Bereich der Migration, des in Europa vorherrschenden religiösen und kulturellen Pluralismus, der Bildung, der Schule und Universität, der juristischen, ethischen und politischen Fragestellungen im Zusammenhang mit der europäischen Einigung, der Massenmedien, der Beziehung zum Islam in Europa und der Verantwortung für die Schöpfung gesehen werden.
Die Generalsekretäre der Bischofskonferenzen tauschten sich über die Situation der Ökumene in Europa aus. In der Diskussion zeigte sich, wie sehr sich die Beziehungen zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen und der katholischen Kirche von Land zu Land unterscheiden. Es scheint jedoch, dass die Kirchen Europas eine Zeit des Stillstands auf dem ökumenischen Weg der Begegnung und des Dialogs durchleben obschon man sich der Notwendigkeit des Dialogs und der Begegnung bewusst ist Die Diskussion der Teilnehmer kreiste auch um die Beziehungen der Kirche und den europäischen Institutionen. Des Weiteren wurden einige Informationen zur Teilnahme von Jugendlichen am nächsten Weltjugendtag (Köln, 15. bis 21. August 2005) weitergegeben. (SL) (Fidesdienst, 01/06/2005 - 63 Zeilen, 731 Worte)


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