AFRIKA/LIBERIA - „Charles Taylor ist nur die Spitze des Eisbergs dessen, was in Liberia geschieht“, so ein Missionar

Dienstag, 31 Mai 2005

Monrovia (Fidesdienst) - „Der ehemalige liberianische Präsident Charles Taylor ist ein Beispiel dafür, was in Liberia in den vergangenen Jahren geschehen ist“, so der Provinzial der Afrikamissionare (SMA) Pater Mauro Armanino aus Monrovia, im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Er soll sich offiziell vor den Vereinten Nationen für Kriegsverbrechen verantworten, doch der hat weiterhin großen Einfluss auf das Land und nutzt diesen auch zu seinen Gunsten aus. Eine der größten liberianischen Telefongesellschaften gehört weiterhin ihm und es verbreiten sich zunehmend Gerüchte darüber, dass der ehemalige Präsident den Wahlkampf von sieben einheimischen Parteien finanziert“.
„Deshalb stellt sich doch die Frage, wie es möglich ist, dass Taylor weiterhin so großen Einfluss besitzt, obschon in Liberia tausende internationale Soldaten, Beamte und Mitarbeiter stationiert sind“, so der Missionar weiter.
Seit 2003 hält sich Taylor im Exil in Nigeria auf, und dies auf der Grundlage der Vereinbarungen, die den Bürgerkrieg in Liberia beendeten. Es gibt gegen ihn ein internationales Strafmandat im Zusammenhang mit der Unterstützung der Rebellion in Sierra Leone und die damit verbundenen grausamen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Vor kurzem hatten internationale Beobachter vor dem negativen Einfluss des ehemaligen Präsidenten auf das Land gewarnt, insbesondere im Zusammenhang mit den Wahlen im Oktober dieses Jahres.
„Wenn Taylor heute noch ein Problem darstellt, dann sollte man sich auch Fragen, wer ihn auf internationaler Ebene unterstützt, denn dass er weiterhin über so große Ressourcen und einflussreiche Beziehungen verfügt, zeigt dass er in der Region immer noch Handlungsfreiheit besitzt“, so Pater Armanino.
Trotz der Friedensvereinbarungen und der Präsenz internationaler Hilfswerke, leben die Menschen in Liberia weiterhin unter schwierigen Bedingungen. „Paradoxerweise hat die Ankunft so vieler Ausländer zu einem Anstieg der Preise und einer Verschlechterung des Dollarkurses verursacht, was sich negativ auf die Lebensqualität der Einheimischen auswirkt“, so Pater Armanino. (LM) (Fidesdienst, 31/03/2005 - 31 Zeilen, 305 Worte)


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