VATIKAN - Politik als anspruchsvolle Form des christlichen Engagements im Dienst der Mitmenschen: Kardinal Martino bei einem Studienseminar zur Kirchlichen Soziallehre

Donnerstag, 19 Mai 2005

Vatikanstadt (Fidesdienst) - „Unaufmerksamkeit gegenüber der ethischen Dimension führt unvermeidlich zur Entmenschlichung des Lebens und der Institutionen und macht das soziale und politische Leben zu einem Dschungel, in dem Gewalt und das Recht des Stärkeren vorherrschen“, so der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato Martino, gestern Nachmittag bei der Eröffnung eines Studienseminars zur christlichen Soziallehre als unverzichtbare Grundlage für die Fortbildung und das Engagement christlicher Laien im Vatikan. Im Rahmen des Seminars, das in den Räumlichkeiten des Vatikandikasteriums von der Internationalen Föderation der Katholiken (Unum Omnes FIHC) veranstaltet wird, befassten die Teilnehmer unter anderem mit den Schwierigkeiten und den Ressourcen der Christen, die berufen sind in einem Kontext oder in einer Realität Entscheidungen zu treffen, die vorrangige ethische Werte erfordern, wie zum Beispiel die Heiligkeit des Lebens, die Unauflöslichkeit der Ehe, die korrekte Nutzung der Medien, die wisschenschaftliche Forschung und für das Leben der Bürger und insbesondere für die Armen wichtige wirtschaftliche Optionen.
In seinem Vortrag betonte Kardinal Martino auch, dass die Kirchliche Soziallehre stets darauf abziele, den Menschen zu schützen und eine menschliche Gesellschaft aufzubauen. Die Politik sei für den Christen deshalb ein wichtiges Umfeld, wenn es darum geht, das Augenmerk für die Mitmenschen und den Dienst an diesen umzusetzen, d.h. die Nächstenliebe zu leben. Der Christ, der von Nächstenliebe und Gerechtigkeit angetrieben werde, könne die Präsenz und das Funktionieren von „Strukturen des Bösen“ nicht passiv akzeptieren; noch weniger dürfe er diese auf keiner Ebene unterstützen oder verantwortlich mitbestimmen. Im Gegenteil er müsse sie offen denunzieren und sich ihnen eindeutig widersetzen. Der Christ dürfe auch nie der Versuchung nachgeben, die Machtausübung zu einem Instrument der Ungerechtigkeit und der Gewalt werden zu lassen, da dies im offensichtlichen Widerspruch zu dem Glauben steht, zu dem er sich bekennt und zur Nächstenliebe, die sein Leben kennzeichnen soll. Im Anschluss an die Eröffnungsansprache von Kardinal Martino setzten sich die Teilnehmer im Rahmen einer Diskussionsrunde mit dem Thema: „Die Soziallehre der Kirche und Wege der Fortbildung“ auseinander. An der Debatte nahmen auch Leiter verschiedener internationaler katholischer Organisationen teil. (SL) (Fidesdienst, 19/05/2005 - 30 Zeilen, 356 Wörter)


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