ASIEN/OSTTIMOR - Regierung und katholische Kirche einigen sich auf eine Lösung für den Religionsunterricht in staatlichen Schulen

Dienstag, 10 Mai 2005

Dili (Fidesdienst) - Nachdem es in den vergangenen zwei Wochen zu zahlreichen gewaltlosen Protestkundgebungen gekommen war, einigten sich die Regierung von Osttimor und die katholischen Kirche des kleinen asiatischen Staates auf ein Abkommen über den Religionsunterricht in staatlichen Schulen. Der timoresische Staatspräsident Xanana Gusmao, der den timoresischen Widerstand im Kampf um die Unabhängigkeit Osttimors von Indonesien leitete, stimmte in einer gemeinsamen Erklärung der Forderung der Kirchenvertreter zu: der Religionsunterricht wird weiterhin vom Lehrplan vorgesehen sein und während der regulären Unterrichtszeit stattfinden.
Die Unterzeichnung des Abkommens wurde von den rund 10.000 Bürgern begrüßt, die sich in den vergangene Wochen zu Demonstrationen auf den Plätzen und Straßen des Landes versammelt hatten. Entsprechend der Vereinbarungen wird der Religionsunterricht weiterhin auf den Lehrplänen des Landes stehen. Die Eltern der Schüler werden darüber entscheiden, ob ihr Kind am Religionsunterricht teilnimmt oder nicht. Auf der Grundalge eines Gesetzentwurfs, den die Regierung Ende Februar dieses Jahres verabschiedete, wäre der Religionsunterricht nicht mehr verbindlich gewesen. Die Katholische Kirche forderte daraufhin, dass der Religionsunterricht weiterhin Pflichtfach bleiben sollte und schlug gleichsam vor, dass im Rahmen des Religionsunterrichts auch grundlegende Kenntnisse über den Islam und das Protestantentum vermittelt werden sollten.
In den vergangenen Wochen war es auf der Insel zu Spannungen gekommen, nachdem die Regierung Sicherheitskräfte zur Bewachung der wichtigsten öffentlichen Gebäude stationieren ließ. Nach Ansicht von Beobachtern bestand die Gefahr, dass es bei den Protestkundgebungen, bei denen wiederholt auch der Rücktritt des muslimischen Premierministers Mari Alkatiri gefordert wurde, zu einer Eskalation der Gewalt kommen könnte.
Die Bevölkerung der früheren portugiesischen Kolonie Osttimor ist zu 96% katholisch. Seit der Trennung von Indonesien (1999) bemüht sich der kleine Staat um den Aufbau der wichtigsten Institutionen und sozialen Infrastrukturen. Viele der insgesamt 880.000 Einwohner des Landes sind arm oder arbeitslos, was in den vergangenen Jahren wiederholt zu sozialen Spannungen führte. (PA) (Fidesdienst, 10/05/2005 - 30 Zeilen, 312 Wörter)


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