ASIEN/OSTTIMOR - Gespräche zwischen der katholischen Kirche und der Regierung über den Religionsunterricht in den Schulen abgebrochen

Mittwoch, 27 April 2005

Dili (Fidesdienst) - Die Gespräche zwischen der katholischen Kirche und der Regierung von Osttimor über den Religionsunterricht in den Schulen wurden abgebrochen, nachdem ein entsprechendes Abkommen nicht zustande kam.
In den vergangenen Tagen hatten tausende Demonstranten in der osttimoresischen Hauptstadt Dili an einer friedlichen Kundgebung teilgenommen: die Demonstranten, unter denen sich auch zahlreiche Priester und Ordensleute befanden, forderten von den Behörden von der Abschaffung des katholischen Religionsunterrichts in den staatlichen Schulen abzusehen. Einige Demonstranten forderten auf Spruchbändern den Rücktritt von Premierminister Mari Altakiri. Die Regierung hatte im Februar ein Dekret verabschiedet, das den Religionsunterricht an den staatlichen Schulen zu einem Wahlfach macht. Die Schüler sollen zukünftig wählen können, ob sie den Religionsunterricht besuchen wollen oder nicht. Von den insgesamt 800.000 Einwohnern Osttimors sind 96% katholisch. Timor steht nach den Philippinen in Asien an zweiter Stelle, was den Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung anbelangt.
Die katholische Kirche fordert die Beibehaltung des Religionsunterrichts als Pflichtfach und schlägt vor, dass dieser Unterricht auch grundlegendes Wissen zum Protestantismus und zum Islam vermitteln könnte, um den religiösen Minderheiten in Osttimor gerecht zu werden. Doch angesichts der unverrückbaren Position der Regierung gaben Vertreter der katholischen Kirche nach einwöchigen Protestkundgebungen den Abbruch der Gespräche mit den zuständigen Behörden Bekannt. „Wir werden fortan eine Diskussion ausschließlich mit dem Parlament führen“, betonte der Sekretär des Bischofs von Dili, Pater Guterres. In einem Schreiben an den Vorsitzenden des Parlaments erklären die beiden osttimoresischen Bischöfe, Alberto Ricardo da Silva (Dili) und Basilio Do Nascimento (Baucau), den Rücktritt des Premierministers, falls es ihm nicht gelinge, den Volkswillen zu vertreten.
Die Bischöfe äußern auch ihre Sorge hinsichtlich des Beschlusses der timoresischen Regierung, die Verfahren zu Lasten der für die zur Zeit des Unabhängigkeitskampfes in Osttimor begangenen Massaker des Jahres 1999 Verantwortlichen einzustellen. Auch katholische Radiosender auf der Insel forderten zu Protesten gegen die Regierung auf. Nach Ansicht von Beobachtern herrscht in der jungen Nation derzeit die schlimmste Krise zwischen Kirche und Staat seit der Zeit Unabhängigkeit. (PA) (Fidesdienst, 27/04/2005 - 32 Zeilen, 338 Worte)


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