AFRIKA/UGANDA - Die tragische Situation der Mädchen in bewaffneten Konflikten: Bericht eines Missionars aus Norduganda

Dienstag, 26 April 2005

Gulu (Fidesdienst) - „Wir erleben die Tragödie, der Mädchen, die von Rebellen verschleppt werden, jeden Tag“, so der in Norduganda tätige italienischen Comboni Missionar Pater Tarcisio Pazzaglia. In Norduganda treiben die Rebellen der Lord’s Resistance Army (LRA) ihr Unwesen, die vor allem auch für den Einsatz von Kindersoldaten bekannt sind. Der Missionar kennt die Situation im Detail, denn er leitet ein Internat, in dem sich 260 Kinder aufhalten, die vor der Guerilla fliehen konnten. „Es handelt sich um Mädchen und Jungen, die wieder zu ihren Familien zurückkehren konnten, aber bei uns leben, weil es den Familien an finanziellen Mitteln fehlt. Bei uns bekommen sie Unterkunft und Kost und sie haben die Möglichkeit eine Schule zu besuchen und zwar von der Grundschule bis zum Gymnasium“, so der italienischen Missionar.
„Die Mädchen werden im Alter von sieben oder acht Jahren entführt und müssen im Allgemeinen niedrige Arbeiten verrichten, als Küchenmädchen arbeiten oder Holz und Wasser für die Soldaten holen. Generell werden sie anfangs nicht sexuell missbraucht, doch wenn sie in die Pubertät kommen, müssen sie einen der Rebellenführer heiraten“, so der Missionar. „Das Leben als Frau eines Guerillakämpfers ist sehr traurig. Die Mädchen, die entkommen konnten, berichten von ständiger Flucht vor der Verfolgung gegen die Rebellen, Hunger und Durst. Außerdem herrscht Eifersucht unter den Frauen, da die Guerillakämpfer jeweils drei bis vier Frauen haben. Das jüngste Mädchen muss dann als Dienstmagd für die Älteren arbeiten“, so der Missionar weiter.
„Die Mädchen, die entkommen können und in ihre Dörfer zurückkehren, werden dort meist gut aufgenommen, doch man betrachtet sie nicht nur mit Mitgefühl sondern auch mit Misstrauen: viele fragen sich, ob sie sich nicht vielleicht mit Aids infiziert haben“, weiß der Missionar.
Die Situation der Kindersoldatinnen ist auch Gegenstand des Berichts „Forgotten Casualities of War: Girls in Armed Conflict) des Kinderhilfswerks „Save the Children“. Die Autoren weisen darauf hin, dass das Problem der Kindersoldaten bekannt ist, viele bisher aber nicht wissen, dass auch Mädchen an Kriegen beteiligt sind. Nach Angaben von „Save the Children“ sind von den rund 300.000 Kindern, die nach Schätzungen von bewaffneten Gruppen rekrutiert wurden, rund 40% Mädchen sind.
Am meisten betroffen sind Uganda, Kongo und Sierra Lei9ne, wo Mädchen im Alter ab acht Jahren aus ihren Familien verschleppt und zur Arbeit für bewaffnete Gruppen gezwungen werden. Einige Mädchen müssen als Soldatinnen kämpfen, andere müssen als Küchenmädchen oder Dienstmagd arbeiten. Allein in Uganda wurden 6.400 Mädchen von den Soldaten der LRA verschleppt, während 12.000 von bewaffneten Gruppen in der Demokratischen Republik Kongo eingesetzt werden. In Sri Lanka sind 21.500 Mädchen an Konflikten beteiligt.
„Man darf jedoch die Hoffnung nicht verlieren, sondern es muss vielmehr etwas für die Rehabilitation dieser Opfer der Gewalt getan werden“, so der Missionar abschließend. „Unter den Katechumenen meiner Mission sind zwei junge Frauen im Alter von 18 und 20 Jahren, mit sieben entführt wurden und sich heute wieder in die Gesellschaft eingliedern wollen“, so Pater Tarcisio Pazzaglia. (LM) (Fidesdienst, 26/04/2005 - 40 Zeilen, 494 Worte)


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