ASIEN/MALAYSIA - ERZBISCHOF VON KUALA LUMPUR: „EINHEIT DER KIRCHE UND DIALOG MIT DEN MUSLIMEN FÜR EIN WAHRES GLAUBENSZEUGNIS“

Freitag, 18 Juli 2003

Kuala Lumpur (Fidesdienst) – „Unser ganzes seelsorgerisches Engagement ist auf die Einheit ausgerichtet. Wir setzen uns dafür ein, dass in der Kirche in Malaysia eine Gemeinschaft der Gemeinden entsteht, wobei wir versuchen die Spiritualität der Gemeinschaft umzusetzen“: so der neue Erzbischof von Kuala Lumpur, Murphy Nicholas Xavier Pakiam im Gespräch mit dem Fidesdienst.
Unter den Katholiken in Malaysia herrschen auch heute noch sprachliche und ethnische Unterschiede, die daher rühren, dass sich die katholische Gemeinde aus einer Komponente indisch-tamilischen Ursprungs und einer Komponente chinesischen Ursprungs zusammensetzt, die von den Franziskaner Missionaren im 19. Jahrhundert evangelisiert wurden. Die Malay, aus denen sich die Bevölkerung Malaysiens mehrheitlich zusammensetzt, sind überwiegend Muslime. „Die katholischen Gemeinden waren ursprünglich überall durch sprachliche Barrieren gespalten“, so Erzbischof Pakiam zum Fidesdienst, „und diese Spaltung dauerte vor allem bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1965. Mit der Entstehung des einheimischen Klerus und der Errichtung der Hierarchie wurde das Bedürfnis nach vereinten Gemeinden deutlicher. Diese Einheit steht seit 20 Jahren im Mittelpunkt unserer seelsorgerischen Tätigkeit“.
Zu den Instrumenten, die zur Umsetzung dieses Ziels beitragen sollen, gehört die „Gründung von kirchlichen Basisgemeinden (CEB), in denen sich die Gläubigen versammeln und gemeinsame Wortgottesdienste feiern“. „Dies ist auch eine geeignete Art und Weise, Zeugnis abzulegen“, so der Erzbischof weiter, „denn die Katholiken können gestärkt im Glauben zur Entstehung der Gemeinschaft beitragen und Freude und Leid miteinander teilen. Dies ist für uns auch eine neue Arte der Verkündigung des Evangeliums: wir leben – wie dies der Heilige Vater oft gewünscht hat – die Spiritualität der Gemeinschaft“. Die malaiischen Bischöfe haben mit dem Ziel der Gründung von Basisgemeinden eigens auch spezielle Pastoral-Teams geschaffen, denen Priester und Laien angehören. Hierzu betont der neue Erzbischof: „Die Menschen möchten den Geist der Gemeinschaft, der gegenseitigen Verständigung und der Toleranz erfahren: dies ist für uns als kleine Kirche in einem muslimischen Umfeld sehr wichtig. Die Basisgemeinden haben die Beziehungen zwischen den Gemeinden verschiedener Sprache und Kultur gefestigt.“
Was die Beziehungen zu den anderen Religionen anbelangt versichert Erzbischof Pakiam: „wir werden vor allem Wegen unserer Ausgeglichenheit geschätzt. Es gibt bei uns kein krampfhaftes bemühen um Bekehrungen. Vor wir das Sakrament der Taufe spenden verlangen wir mindestens eine einjährige Vorbereitung, denn Menschen, die sich dem katholischen Glauben zuwenden wollen, sollten sich der Bedeutung dieses Schrittes bewusst sein. Auch in unseren 330 Schulen, die von über 120.000 oft muslimischen Schülern besucht werden gibt es keine Proselytentum (Abwerben von Gläubigen). Dies hat uns den Aufbau konstruktiver Beziehungen mit den Muslimen ermöglicht“.
Die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen sind auch gut, „weil die muslimischen Religionsführer in Malaysia im allgemeinen für den Dialog offen sind, obschon e s auch hier fundamentalistische Einflüsse gibt“. „Die Christen befürchten zwar die Verbreitung fundamentalistischer Ideen, doch da die meisten Muslime unsere Schulen, Krankenhäuser und karitativen Einrichtungen kennen, wissen sie über die katholische Kirche Bescheid und respektieren sie.“
Zu den Problemen der malaiischen Kirche gehört der Priestermangel: „Es gibt nur wenige Berufe, doch wir konzentrieren uns auf die Qualität der Priesterausbildung, da diese eine wichtige Rolle für das Wachstum der Glaubensgemeinschaft spielt“, betont Erzbischof Pakiam, „Was das Zeugnis in der Gesellschaft anbelangt, konzentrieren wir uns gleichzeitig auch auf die Familienpastoral, wobei wir auch auf das Engagement der Laien zählen“.
Der neue Erzbischof von Kuala Lumpur, der am vergangenen 29. Juni auf dem Petersplatz von Papst Johannes Paul II. das Pallium empfangen hatte, sagt zu seiner neuen Aufgabe: „Ich übe mein Hirtenamt aus, indem ich versuche mein Motto umzusetzen, das lautet: ‚Barmherzigkeit und Frieden’. Jeder Mensch trägt in sich Verletzungen, es gibt heute zersplitterte Familien und eine konfliktreiche Gesellschaft. Die Erfahrung der göttlichen Vergebung kann Wunden heilen, Zersplitterungen überwinden und den Frieden in das Herzen der Menschen, der Familien und der Gesellschaft zurückbringen“.
Von den insgesamt 22,6 Millionen Einwohnern Malaysiens sind 47.7% Muslime und 8,3% Christen. Außerdem gibt es Hindus, Buddhisten und Anhänger von Naturreligionen. Die insgesamt 770.000 Katholiken sind in 8 Kirchsprengel strukturiert. Es gibt 183 Diözesanpriester, 54 Ordenspriester, 62 Laienbrüder, 545 Schwestern und 2.306 Katecheten. (PA) (Fidesdienst, 17/7/2003 – 60 Zeilen, 668 Worte)


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