ASIEN/IRAK - „Irakische Bürger sind Zielscheibe krimineller Banden im Irak - Täglich werden einfache Bürger zur Erpressung von Lösegeld entführt - Familien stürzen sich in den Ruin, damit sie zahlen können“. Pfarrer Nizar Semaan im Gespräch mit dem Fidesdienst

Dienstag, 8 März 2005

Bagdad (Fidesdienst) - „Die internationale Presse erwähnt in ihren Berichten zu Recht vor allem Entführungen ausländischer Staatsbürger, die von irakischen Terroristen in Geiselhaft genommen werden“, so Pfarrer Semaan. „Dies ist wichtig, wenn es darum geht, Menschenleben zu retten. Doch ich möchte hinzufügen, dass abgesehen von diesen abscheulichen Taten auch einfache irakische Bürger von kriminellen Banden entführt werden. Es handelt sich dabei um ein wahres Geschäft zu Lasten der Iraker“.
„Es geht dabei um Entführungen zur Erpressung von Lösegeld. Bei den Entführern handelt es sich um kriminelle Banden, die nichts mit der Politik zu tun haben, die jedoch für viele Menschen hier den Alltag unerträglich machen“, so Pfarrer Nizar. „Bei den Opfern handelt es sich um Kleinunternehmer, Geschäftsleute und einfache Angestellte“.
„Die Entführer wissen im Allgemeinen sehr gut über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familien Bescheid. Wenn jemand zum Beispiel eine kleine Fabrik besitzt, wissen sie, welchen Gewinn er macht: nehmen wir einmal an rund 10.000 Dollar im Monat. Nach der Entführung beginnen die Lösegeldverhandlungen mit den Angehörigen. Üblicherweise werden in einem solchen Fall zunächst 50.000 Dollar gefordert und man einigt sich dann auf 20.000“, so Pfarrer Nizar Semaan.
„Es vergeht kein Tag ohne Entführungen. Wenn wir daran denken, dass jeden Tag bei Attentaten außerdem mindestens 30 bis 40 Menschen ums Leben kommen, dann muss man sich Fragen, wohin wird das alles führen?“, so der katholische Priester. „Die Polizei versucht zwar, gegen diese kriminellen Gruppen vorzugehen und darüber berichtet auch ein irakisches Fernsehprogramm, das den Fortschritten der Behörden bei der Festnahme von Verbrechen gewidmet ist und Interviews mit festgenommenen Kriminellen ausstrahlt. Doch es muss mehr getan werden.“
„Zu der heutigen Situation konnte es auch kommen, weil Saddam Hussein kurz vor dem Krieg eine Amnestie ausrief und tausende Kriminelle aus den Gefängnissen freiließ, von denen viele kriminelle Banden gründeten.“, so der irakische Priester.
„Ein weiteres Problem ist die Verbreitung von Drogen, die in das Land gelangen können, weil es keine ausreichenden Grenzkontrollen gibt. Die Kontrollen an den Grenzen sollten verstärkt werden, wenn man verhindern will, dass Drogen, Waffen und ausländische Terroristen in das Land gelangen.“, so Pfarrer Semaan abschließend. (LM) (Fidesdienst, 08/03/2005 - 34 Zeilen, 380 Worte)


Teilen: