AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Im Westen von Cote d’Ivoire gibt es eine neue Miliz: Wer verbirgt sich dahinter?

Mittwoch, 2 März 2005

Abidjan (Fidesdienst) - „Die Situation scheint sich wieder beruhigt zu haben, doch man merkt, dass weiterhin Spannungen bestehen und die Gewalt jederzeit erneut ausbrechen könnte“, so ein Missionar aus Duékoué, im Westen von Cote d’Ivoire, nach den jüngsten Unruhen der vergangenen Tage zwischen den Soldaten der Bewegung für die Befreiung des Westens von Cote d’Ivoire (MILOCI) und den Rebellen der „Forces Nouvelles“, die seit September 2002 den Norden und den Westen des Landes belagern (vgl. 1. März 2005).
„Die Fortbewegung ist weiterhin nur eingeschränkt möglich, ganze Dörfer sind isoliert, weil in der Gegend zahlreiche Straßenblockaden eingerichtet wurden. Nur die Straße nach Abidjan, der Wirtschaftsmetropole von Cote d’Ivoire, ist noch befahrbar“, so der Beobachter.
In der Region sind Einheiten der Friedenstruppen der Vereinten Nationen (ONUCI) stationiert und französische Truppen der Mission „Licorne“, die im Auftrag der französischen Regierung die Einhaltung des Waffenstillstandsabkommens überwachen. Am gestrigen 1. März hat der Anführer der MILOCI den französischen Einheiten mit einem „zweiten Dien Bien Phu“ (wo die Franzosen im Vietnam 1954 eine dramatische Niederlage hinnehmen mussten, woraufhin sie ihre Kolonien in Indochina verließen). Die MILOCI wirft den französischen Truppen vor, sie arbeiteten mit den Rebellen der „Forces Nouvelles“ zusammen. „Die Drohungen gegen die Franzosen lassen sich darauf zurückführen, dass im November letzten Jahres bei einem Aufstand von Teilen der ivorischen Bevölkerung gegen die Truppen aus Paris mehrere Zivilisten bei Angriffen der französischen Soldaten hier in Duékoué ermordet wurden“, so die Beobachter.
Zur Zusammensetzung der MILOCI-Milizen erklärt der Beobachter: „Sie bestehen im Wesentlichen aus Yacouba, einem Volksstamm, von dem man bisher vermutete, er stehe den Rebellen der „Forces Nouvelles“ nahe. General Robert Guei, der die Militärregierung anführte, die in den Jahren 1999 und 2000 das Land regierte, stammte ebenfalls aus diesem Volk“. Guei wurde unter noch ungeklärten Umständen im September 2002 zu Beginn des Bürgerkriegs ermordet. „Die Yacouba vermuteten, dass Präsident Gbagbo für den Mord an Guei verantwortlich war und standen deshalb Anfangs auf der Seite der Rebellen. Nun fühlen sie sich von den Führungskräften der „Forces Nouvelles“ verraten, da es diesen noch nicht gelungen ist Stabilität herzustellen. Im gesamten Westen des Landes herrschen anarchische Verhältnisse, weshalb die MILOCI nun die eigenen Städte und Dörfer befreien und dort wieder Ordnung herstellen will“, so der Beobachter.
Zu den Verbindungen der MILOCI sagen die Beobachter: „Auf offizieller Ebene heißt es, dass es sich um eine spontan entstandene Miliz handelt, die von der Regierung nicht unterstützt wird. In Wirklichkeit scheint es sehr wahrscheinlich dass die Milizen von der Regierung militärische Unterstützung erhalten, obschon ein Teil der Waffen der Mitgliedern der MILOCI aus den Beständen der „Forces Nouvelles“ zu stammen scheinen. Es könnte sich also um die Folge einer Spaltung in den Reihen der Rebellen handeln“, so der Beobachter.
Seit September 2002 ist das Land in zwei Teile gespalten. Der Norden wird von den Rebellen belagert und der Süden befindet sich unter Kontrolle der Regierung unter Präsident Laurent Gbagbo. Die Einhaltung der Vereinbarungen von Marcoussis, die im Januar 2003 in Frankreich unterzeichnet wurden, wird von 6.000 Blauhelmen der Vereinten Nationen und 4.000 Soldaten der französischen Mission „Licorne“ überwacht. (LM) (Fidesdienst, 02/03/2005 - Zeilen, Worte)


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